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Wissenschaftler haben Ratten das "Autofahren" beigebracht

Wissenschaftler haben Ratten das „Autofahren“ beigebracht

„Ich fahr‘ mal schnell Essen holen“: Wissenschaftler brachten 17 Ratten für eine Studie bei, Mini-Autos zu steuern. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für psychische Erkrankungen einfließen.

Zuletzt aktualisiert am 24.08.2023

Nicht nur Menschen fahren gerne Auto – auch Ratten haben Freude daran, sofern man sie lässt. Da das üblicherweise nicht der Fall ist, wussten wir bis dato aber nicht, welche große Gemeinsamkeit wir mit den kleinen Nagern haben. Forscher der University of Richmond in den USA sorgten jetzt für Aufklärung: Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind Ratten nicht nur in der Lage, Mini-Autos zu steuern – die Tätigkeit senkt auch ihr Stresslevel.

„Ich fahr‘ mal schnell Essen holen“

Für die Studie brachten die Forschenden 17 Ratten über mehrere Monate hinweg bei, umgebaute Spielzeugautos zu fahren. Als Belohnung erhielten sie Cerealien. In den Mini-Fahrzeugen waren drei Drähte angebracht, mit denen die Ratten nach links, rechts oder geradeaus fahren konnten – eine Aufgabe, die die Nager mit Bravour meisterten. Als Belohnung erhielten sie Cerealien – ein Umstand, den die University auf Richmond auf ihrem Instagram-Account in Anlehnung an ein bekanntes Meme mit den Worten „He protec, he attac, he always drive for snac“ kommentierte.

Stressreduktion durch Autofahren?

Bei den autofahrenden Ratten wurde eine erhöhte Konzentration des Hormons Dehydroepiandrosteron festgestellt, das Stress entgegenwirkt. Dies könnte mit der Befriedigung darüber zusammenhängen, eine neue Aufgabe gelernt zu haben, so die Wissenschaftler. Autonomes Fahren begeisterte die Tiere übrigens nicht im selben Maße: Ratten, die die Fahrzeuge selbst steuerten, waren der Studie zufolge noch entspannter als ihre Artgenossen, die in ferngesteuerten Autos saßen.

Autofahren für neue Therapieformen

Hintergrund des Versuchs war die Annahme, dass sich Ratten in komplexeren Umgebungen besser entwickeln als ihre Artgenossen, die nur in Käfigen im Labor gehalten werden. Die Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Behavioural Brain Research“ veröffentlich wurden zeige nicht nur, wie gut die Gehirne von Ratten entwickelt seien, sagte Co-Autorin Kelly Lambert. Die Erkenntnisse könnten eines Tages auch dazu beitragen, neue Therapien für psychische Krankheiten zu entwickeln. „Es gibt kein Heilmittel gegen Schizophrenie oder Depression“, sagte die Neurowissenschafterin Lambert. „Wir müssen aufholen.“ Die Forschung müsse verschiedene Tiere und Arten von Aufgaben unter die Lupe nehmen. Wichtig sei dabei die Erkenntnis, „dass Verhalten unsere Neurochemie beeinflussen kann“.