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Warum diese „singende Straße“ einfach schrecklich klingt

Warum diese „singende Straße“ einfach schrecklich klingt

„Singende Straßen“ bringen euer Auto dazu, beim Darüberfahren Musik zu machen. Ein Missverständnis hat allerdings dazu geführt, dass dieser Straßenabschnitt in Kalifornien ziemlich verstimmt klingt.

Zuletzt aktualisiert am 28.08.2023

Es gibt schöne Straßen, löchrige Straßen, kurvige Straßen, gerade Straßen, und es gibt musikalische Straßen. Letztere bringen die Reifen der darüberfahrenden Autos mit Hilfe von Rillen im Asphalt „kontrolliert“ zum Vibrieren, wodurch ein Ton erzeugt wird. Mehrere davon ergeben eine Melodie, die zumeist leicht erkennbar ist – zumindest dann, wenn die Erbauer der „musikalischen“ Straße alles richtig gemacht haben. Im kalifornischen Lancaster hat eine Autofirma viel Geld für einen solchen „singenden Straßenabschnitt“ ausgegeben. Das Problem dabei ist nur, dass die Verantwortlichen in diesem Fall nicht alles so umgesetzt haben, wie sie sollten – und die Straße jetzt mehr als nur ein wenig verstimmt klingt.

Einfache Rechnung mit Fehlerpotenzial

„Es ist eine PR-Aktion für eine Autofirma, die zeigen wollte, wie clever sie ist“, erklärt YouTuber Tom Scott. „Die Rechnungen für so ein Projekt aufzustellen, ist nicht wirklich schwierig. Eine musikalische Note ist eine Vibration in der Luft mit einer bestimmten Frequenz. Diese Vibrationen können von der Saite einer Violine, einem Computer oder – in diesem Fall – von Fahrzeugreifen, die auf Rillen im Asphalt treffen, erzeugt werden. Je näher beieinander sich die Rillen befinden, desto schneller sind die Vibrationen, und desto höher wird der Ton. Man muss also nur die erlaubte Höchstgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde durch die Frequenz der gewünschten Note dividieren und erhält die Abstände, in denen sich eine solche Rille befinden sollte.“

Von Verständigungsproblemen und Verstimmungen

Vermutlich habe ein Verständigungsproblem zu dem musikalischen Desaster geführt, so Scott weiter. Ein Physikprofessor an der renommierten kalifornischen Universität Caltec soll herausgefunden haben, was genau dabei schief gegangen ist: „Wer auch immer die Berechnungen durchgeführt hat, hat gesagt, dass die Rillen so-und-so-weit auseinander sein sollen. Sagen wir, vier Zoll für die erste Note. Und was er meinte war, dass alle vier Zoll eine Rille in der Straße sein sollte. Aber wer auch immer den Arbeitern die Anweisungen gegeben hat, sagte, dass die Rillen vier Zoll weit auseinander liegen sollte. Und das wurde als vier Zoll zwischen dem Ende der einen und dem Beginn der nächsten Rille interpretiert – die Breite der Rille selbst wurde nicht berücksichtigt. Aber eure Ohren berücksichtigen sie definitiv.“

Warum diese „singende Straße“ einfach schrecklich klingt
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Aus Fehlern lernen?

Während es kein Problem darstellt, ob man schneller oder langsamer über einen musikalischen Straßenabschnitt fährt –  bei hoher Geschwindigkeit werden die Töne lediglich höher, als würde man eine Platte mit zu vielen Umdrehungen pro Minute abspielen, und umgekehrt – hat dieses rechnerische Missverständnis große Auswirkungen auf die Harmonie. Je höher der beabsichtigte Ton, desto dichter die Rillen, und desto größer die Abweichungen – und damit die Verzerrung des Tons. Und das wirklich kuriose daran: Es handelt sich bereits um den zweiten singenden Straßenabschnitt, der im kalifornischen Lancaster errichtet wurde – und der beschriebene Fehler war bereits beim ersten gemacht worden. Nachdem sich die Anwohner über die Lärmbelästigung beschwert hatten, wurde der Straßenabschnitt neu asphaltiert und der musikalische Teil neu gebaut – nach denselben Vorgaben inklusive dem selben Fehler wie beim ersten Mal.

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