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10 Erfindungen: Seit wann gibt es elektrische Fensterheber, ABS oder Airbags?

10 Erfindungen: Seit wann gibt es elektrische Fensterheber, ABS oder Airbags?

ABS, Airbags, elektrische Fensterheber und andere Ausstattungen gehören bei vielen Neuwagen zur Standardausstattung. Aber wer hat’s erfunden und wann?

Veröffentlicht am 24.06.2022

Viele Ausstattungsmerkmale und Sicherheitssysteme nehmen wir heute als Selbstverständlichkeit wahr. Aber das war nicht immer so. Wer war mit welcher Idee, Erfindung zuerst auf dem Markt? Wir begeben uns auf eine kleine Zeitreise und beleuchten 10 Erfindungen aus der Autowelt.

1 – Elektrische Fensterheber

Elektrische Fensterheber werden mittlerweile in allen Fahrzeugklassen eingebaut, bei den meisten Autos bereits als Standardausstattung. Die Amerikaner waren, wie bei vielen technischen Innovationen, auch hierbei die ersten: Bereits ab 1941 mussten Fahrzeugbesitzer eines Lincolns nicht mehr kurbeln, sondern konnten per Knopfdruck die Fenster hoch- und runterlassen. In Europa war es etwa 10 Jahre später soweit, als der BMW 503 mit elektronischen Fensterhebern ausgestattet wurde.

2 – ABS (Antiblockiersystem)

Das Patent für einen Bremskraftregler wurde bereits vor über 100 Jahren, im Jahr 1903, vom Franzosen Paul Hallot beantragt. Das System wurde vorerst nur in der Luftfahrt erprobt und ab 1952 dort erfolgreich eingesetzt. Der erste Pkw (Jensen FF) wurde erst 1966 mit einem (mechanischen) Dunlop-Maxaret-ABS ausgestattet, 1969 wurde dann die erste Generation eines elektronisch gesteuerten Anti-Blockier-Systems in den Lincoln Continental Mark III eingebaut.

ABS-Urheber

1978 zog Bosch in Europa mit einem elektronischen ABS nach und ließ den Begriff ABS auch rechtlich schützen. Vorerst war das ABS für die Mercedes-Benz S-Klasse W 116 erhältlich, dann für den BMW 7er der Baureihe E23. Großserienmäßig wurde das ABS erstmals 1985 im Ford Scorpio verbaut. Übrigens: Erst seit dem 1. Juli 2004 werden alle Kraftfahrzeuge mit weniger als 2,5 t zulässigem Gesamtgewicht serienmäßig mit ABS ausgestattet.

3 – ESP (Elektronisches Stabilitäts-Programm)

Mit der Absicht, die Stabilität eines Fahrzeuges in jeder Situation zu gewährleisten, wurde das ESP ins Leben gerufen. Serienmäßig wird es erst seit 1995 verbaut. Ein zum Thema passendes Zitat von Rallye-Ass Walter Röhrl: „Übersteuern ist, wenn mein Beifahrer Angst hat. Untersteuern, wenn ich Angst habe!“

4 – Autoradio

Auch beim Autoradio waren die Amerikaner, zusammen mit den Briten, die Ersten. Bereits 1922 wurde in ein Ford Modell T in Chicago ein Autoradio verbaut, etwa zeitgleich in England ein Daimler mit einem Radio von Marconiphone Co versehen. Ab 1927 wurde ein Autoradio mit dem Namen „Philco Transitone“ von Chevrolet als Zubehör der breiteren Masse angeboten, so richtig (kommerziell) erfolgreich war aber erst das Modell 5T71 von GMC ab 1930, das unter dem Namen „Motorola“ ein Synonym für das Autoradio in den USA wurde.

Premiere in Deutschland

In Europa, in diesem Fall Deutschland, zog 1933 die damalige „Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG“ (heute Blaupunkt) mit dem Autoradio „Autosuper AS 5“ nach, das zusammen mit der Mutterfirma Bosch entwickelt worden war. Stolzer Preis: 465 Reichsmark – kaufkraftbereinigt in heutiger Währung knapp 2.000 Euro für ein Autoradio mit 10 Litern Rauminhalt.

Übrigens: Im Jahr 2009 stellte Blaupunkt das erste Internet-Autoradio vor.

5 – Navigationssystem

Das erste Navigationssystem für ein Auto mit dem Namen „Electro Gyrocator“ brachte 1981 Honda ,in Kooperation mit Alpine Electronics, auf den Markt, dieses war aber noch nicht GPS-gestützt bzw. funktionierte nicht autark.

Radsensoren bis GPS

Das erste autarke Navi wurde zwei Jahre später, also 1983, von Blaupunkt vorgestellt, nämlich der „Elektronische Verkehrslotse für Autofahrer“, kurz „EVA“. Die Ortung erfolgte mittels Radsensoren, Fahranweisungen gab es bereits mittels Sprachausgabe. Erst 1990 stellte Pioneer das erste GPS-gestützte Navi vor, im gleichen Jahr wurde das „Car Control System“ (CCS) im Mazda Eunos Cosmo eingebaut.

Navi ab Werk

In Europa wurde erstmals 1994 ein BMW 7er ab Werk mit ABS-Navi angeboten. Zuvor bot bereits 1989 Bosch Navi-Bausätze zur Nachrüstung an, bei denen aber noch Radsensoren und ein Kompass die Daten in eine gespeicherte Straßenkarte einspeisten. Stolzer Preis damals: etwa 7.000 DM (über 3.500 Euro).

Breite Masse

So richtig erschwinglich für die breitere Masse wurden Navis jedoch erst ab dem Jahr 2000, da ab diesem Zeitpunkt die gezielte Verschlechterung des GPS-Signals durch das US-Militär aufgegeben wurde, und somit teure Radsensoren oder der Kreiselkompass zur präzisen Navigation nicht mehr erforderlich waren.

6 – Airbag

Einige Anläufe benötigte der Airbag, um als Lebensretter Einzug in die Autos zu halten. 1951 wurde bereits das erste Patent an den Münchner Erfinder Walter Linderer vergeben, er gilt neben dem Amerikaner John W. Hetrick, der 1953 ein ähnliches Patent erhielt, als einer der Erfinder des Airbags. Unzuverlässige Sensor- und Auslösetechnik verhinderten vorerst eine schnelle Verbreitung in Fahrzeugen. Als Pionier der modernen Airbag-Technik gilt der Amerikaner Allen K. Breed mit seinem 1968 vorgestellten System, das der heutigen Technik ähnelt.

Misserfolg

Ab 1974 war, gegen Aufpreis, erstmals ein Airbagsystem von General Motors mit dem Namen „Air Cushion Restraint System“ erhältlich (u.a. verbaut in vielen Cadillac-Modellen), das aber bereits zwei Jahre später wegen Misserfolges wieder vom Markt genommen wurde.

Deutschlandpremiere

Das erste deutsche Auto mit Airbag war 1981 der Mercedes-Benz W 126 (S-Klasse), hergestellt wurde das System von der Aschaffenburger Petri AG. Damaliger Preis für das Sicherheits-Extra: 1.525,50 D-Mark.

7 – Automatikgetriebe

Bereits ab 1940 durften die Amerikaner auf manuelles Gangwechseln verzichten und den Komfort eines Automatik-Getriebes genießen. Nach Europa begann der erste kleinere „Boom“ des Automatikgetriebes erst über 25 Jahre später. Erst ab 1965 wurden erste Modelle von Fiat, Peugeot oder Volvo mit sanft schaltender Wandlerautomatik ausgerüstet. Es dauerte aber noch bis zur Jahrtausendwende, bis das Automatikgetriebe einer breiteren Masse schmackhaft gemacht werden konnte.

8 – Scheibenwischer

Bereits 1905 erfindet Heinrich von Preußen den ersten Vorgänger des Scheibenwischers, damals noch als „Abstreiflineal“ bekannt, welches horizontal lag und vertikal verschoben wurde. Es wurde am Austro Daimler ab 1908 mehr oder weniger erfolgreich eingesetzt. Der Scheibenwischer, wie wir ihn heute kennen, geht aber eher auf die Amerikanerin Mary Anderson zurück, die bereits 1903 ein Patent dafür anmeldet, aber finanziell davon nicht wirklich profitieren konnte. 1920 lief das Patent ab und die Automobilindustrie übernahm das grundlegende Design der Scheibenwischer, welche fortan zur Serienausstattung gehörten.

10 Erfindungen: Seit wann gibt es elektrische Fensterheber, ABS oder Airbags?
Prinz Heinrich von Preußen, hier am Steuer eines Benz 35/60 Sport Phaeton. © Bild: CC

Nettes Detail am Rande, folgendes Zitat stammt von Heinrichs Bruder: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Der Name des Bruders, Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser.

9 – Sicherheitsgurt

Bereits 1902 wurde im „Baker Torpedo“ ein Sicherheitsgurt eingebaut, es handelte sich beim Torpedo jedoch um einen nicht für den Straßenverkehr zugelassenen, elektrischen Geschwindigkeitsrekordwagen (hier findet ihr 7 berühmte Geschwindigkeitsrekorde). Das erste Patent auf einen Vierpunkt-Sicherheitsgurt wurde im Mai 1903 in Frankreich auf Gustave-Désiré Leveau zugelassen, noch im selben Jahr erfand Louis Renault einen Fünfpunkt-Sicherheitsgurt.

Durchbruch, dank Volvo

Der Durchbruch in punkto Sicherheit erfolgte jedoch erst 1959: In diesem Jahr ließ sich der Volvo-Ingenieur Nils Ivar Bohlin den Dreipunkt-Sicherheitsgurt patentieren, welcher übrigens 1985 vom Deutschen Patentamt als eine der acht Erfindungen gewählt wurde, die in den letzten 100 Jahren den größten Nutzen brachten.

10 – Turbolader

BMW und Porsche gelten zwar als „Turbolader-Pioniere“ (2002 Turbo/1973 bzw. 911 Turbo/1974), aber: Bereits 1961 ließ Oldsmobile den Motor des „Jetfire“ und später den von Corvair/Chevrolet mittels Turbo aufblasen.

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