Subaru BRZ: Darf’s ein bisserl mehr Spaß sein?

Es handelt sich um eines dieser richtig spaßigen Fahrzeuge, mit purer Fahrfreude, perfekt für jede Kurve und bereit für alle Umwege. 4.000 km im Subaru BRZ.

radical mag
Zuletzt aktualisiert am 26.03.2021

Der Subaru BRZ kam zeitgleich mit dem Toyota GT86 im Herbst 2012 auf den Markt. In den vergangenen vier Jahren hat sich an diesen Wagen eigentlich nichts geändert, ein Facelift darf für diesen Herbst erwartet werden. Ob es dann auch mehr Pferdchen gibt, ist ungewiss; wir hatten es auf jeden Fall mit dem manuell über sechs Gänge geschalteten 2-Liter-Boxer mit 200 PS (bei 7.000/min) zu tun, der den Subaru auf dem Papier in 7,6 Sekunden auf 100 beschleunigt und den Japaner maximal 226 km/h schnell macht. Das sind nicht Werte, die andere Sportwagen in ihren Grundfesten erschüttern würden, doch diese sowieso nur akademischen Zahlen sind sowieso nicht das, was beim nur 1.240 Kilo schweren Subaru im Vordergrund stehen soll.

Subaru BRZ: Innen so Plus-Minus

Schreiben wir es einmal so: innen merkt man dem Subaru sein Alter schon an. Diese Mengen an Plastik würden die Japaner heute wohl nicht mehr verbauen, und auch in Sachen Ergonomie besteht durchaus Luft nach oben. Andererseits: wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren, also das sportliche Fahren eines Automobils, und dafür ist der BRZ bestens ausgerüstet. Gute Sitze, mit edlem Seitenhalt (der aber auch auf langen Strecken nicht zu sehr einschnürt), eine schön tiefe Sitzposition (was man ja nicht von allen japanischen Sportwagen behaupten kann). Er hat also alles, was es braucht – und mehr braucht es tatsächlich nicht. Doch: ein gescheites Navi wäre schön.

Ein Auto für Umwege

Egal: der Subaru ist weiterhin ein Automobil, mit dem man auch gerne mal einen Umweg fährt. Eigentlich ist er überhaupt für den Umweg gebaut. Zwar ist er absolut alltagstauglich, es geht auch eine Kiste Bier in den 243 Liter fassenden Kofferraum, er macht nicht den Schallmaschinen erzeugten künstlichen Lärm anderer Sportwagen, er ist klein und übersichtlich und passt auch ins Parkhaus. Und er ruckelt und zuckelt nicht, wenn man in der Rush-Hour dem restlichen Verkehr hinterher fahren muss. Doch so richtig gefällt es ihm erst, wenn man ihn von der Leine lässt. Doch da muss man auch klar sagen: die Drehmoment-Watsch’n, die moderne Turbos losknallen, die bietet der Boxer-Motor nicht. Sein maximales Drehmoment von auch recht bescheidenen 205 Nm liegt erst zwischen 6.400 und 6.600/min an, was bedeutet: drehen, drehen, drehen. Ab 4.500/min wird es etwas lauter, doch es gibt keinen Knall, sondern einfach sauber immer mehr.

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© Bild: Peter Ruch

Mittendrin, statt voll daneben

Und es ist auch genau diese lineare Kraftentwicklung, die den heckgetriebenen Subaru BRZ zu einem Spaßvogel macht. Ja, man kann getrost das ESP komplett ausschalten, die 200 Pferdchen hat man noch im Griff. Denn auch wenn er hinten kommt (und das kommt er ohne ESP recht schnell), dann kommt er mit Ansage und ganz friedlich, da kann man gut und mit einem zufriedenen Lächeln noch mit Gegensteuer arbeiten. Wir lieben das ja, man fährt das Auto, wird nicht vom Auto gefahren; man vertraut auf sein eigenes Können, nicht auf irgendwelche Computer und Algorithmen. Und es ist eben schön, dass die Japaner den Wagen genau darauf auch ausgelegt haben, bestens ausbalanciert haben (53 Prozent vorne, 47 hinten), so wie sich das gehört; hier merkt man den entscheidenden Unterschied zu Automobilen (wie etwa dem Jaguar F-Type), die ohne Fahrwerk und Ingenieurskunst daherkommen, die nur Show bieten. Da haben wir lieber nur 200 PS und sind etwas langsamer, aber halt eben lieber mittendrin als voll daneben.

Mehr Spaß, als mit vielen 500-PS-Monstern

Es reicht übrigens alleweil. Man fährt halt konzentrierter, man achtet mehr auf die Linie und die richtigen Bremspunkte, man geht liebevoller mit dem Gaspedal um, man sucht den sauberen Schaltpunkt. Der Sechsgänger hilft dabei, die Wege sind kurz, die Übergänge bei hohen Drehzahlen fein. Und doch ist man noch nicht jenseits aller Gesetzesvorgaben unterwegs, würde man den Porsche 911 Turbo S ähnlich treten und ähnlich treiben, wäre man mit beiden Beinen im Gefängnis. Gut, wir haben da ein paar Gassen gefunden, da würde auch so ein 911er nicht über das angezeigte Limit hinauskommen, aber wir wagen mal die Behauptung: gerade solch kurvenreichen Strecken machen im Subaru mehr Spaß als in manchem 500-PS-Tier. Für all jene, die mehr auf Längsdynamik stehen, empfehlen wir den BRZ aber nicht. Dafür gibt er halt auch optisch zu wenig her. Was sich aber, wie auch die etwas gar langweilige Lärmentwicklung, auf dem «aftermarket» durchaus ändern lässt.

5.000 km in 4 Wochen

Nein, wir können nicht wirklich verstehen, weshalb sich der Subaru BRZ und sein Brüderchen, der Toyota GT86, nicht zu Verkaufserfolgen entwickelt haben. Wir haben in den vier Wochen fast 5.000 Kilometer runtergespult, konnten keinerlei Verarbeitungsmängel feststellen, freuten uns über einen auch bei sportlicher Fahrweise vernünftigen Verbrauch von knapp 9 Litern, bogen wann immer möglich von der Autobahn ab, sahen Orte, die wir nicht kannten, speisten deshalb in Restaurants, die wir wieder besuchen werden. Das allein wäre der Preis schon wert. Für Liebhaber von wahrer Fahrfreude sind BRZ/GT86 weiterhin etwas vom Besten, was es für Geld – auch für viel mehr davon – zu kaufen gibt.

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com

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