Studie zum autonomen Fahren: Fahren ist Zeit ist Geld ist 8,3 Milliarden Euro
Die Deutsche Industrie und Handelskammer (DIHK) hat eine Studie zum Thema „Autonomes Fahren“ in Auftrag gegeben. Es kam raus, dass die Technik helfen kann viel Geld zu sparen.
Das autonome Fahren mit all den Vernetzungsmöglichkeiten, Softwareanforderungen und neuem Vermarktungspotential wurde längst als kommende Goldgrube der Automobilindustrie ausgemacht – so die nicht von Tech-Firmen rechts überholt wird. Jedenfalls findet derzeit, etwas abseits der Interessen der Bestandskunden, reichlich Forschungs- und Studienarbeit statt. Es geht darum, das Potential, die Chancen, aber auch die Markt- und Marketing-Lücken auszuloten.
Der neueste Beitrag stammt von KE-Consult und wurde von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Auftrag gegeben. Das grobe Endergebnis ist, dass die deutsche Volkswirtschaft einen positiven Nutzen von etwa 8 Milliarden Euro aus dieser neuen Technologie ziehen könnte. Bei einem vorsichtigen Setting wohlgemerkt.
Autonomes Fahren in Deutschland
Worum es der DIHK mit Studie geht ist mit zwei Zitaten von Martin Wansleben, dem DIHK-Hauptgeschäftsführer, schnell abgesteckt. So sagt er: „Deutschland hat das Know-how, um bei der Entwicklung und Einführung dieser neuen Technik eine Führungsposition einzunehmen.“ Um dann gleich anzuhängen: „Allerdings braucht die Wirtschaft hierfür die Unterstützung der Politik bei den Rahmenbedingungen – beispielsweise über eine Anpassung der Straßenverkehrsordnung.“
Die Studie versucht auf das Jahr 2030 zu blicken. Die Grundannahme ist, das bis dahin hochautomatisierte Systeme (Stufe 3) und Elemente des vollautomatisierten Fahrens (Stufe 4) genutzt werden. Letztere eher homöopathisch – zum Beispiel beim Einparken. Den positiven Effekt auf die deutsche Volkswirtschaft beziffert die Studie auf 8,3 Milliarden Euro bei vorsichtiger Schätzung in Sachen Akzeptanz und Marktdurchdringung der Technologien. Langfristig sollen etwa 15 Milliarden Euro pro Jahr gespart werden. Der Gesamteffekt setzt sich aus sechs Bausteinen zusammen
Die 6 Erkenntnisse der Studie
1) Kraftstoffersparnis
Im Straßengüterverkehr sollen bis zu 10 Prozent Sprit eingespart werden können. Der private Verkehr hat ein Einsparpotential zwischen 15 Prozent (Autobahn) und 30 Prozent (normaler Straßenverkehr). Grundlage der Berechnung ist Annahme einer angepassten und stetigen Fahrweise.
2) Betriebskosten im Straßengüterverkehr
Die Endstufe – also fahrerloses Fahren – soll rund 30 Cent pro Kilometer sparen. Die Studie geht von einem 10-Prozent-Anteil autonomen Fahrens aus, was 2,5 Milliarden Euro entspräche. Der bedarf an Lkw-Fahrern soll um 70.000 sinken, was ebenfalls 10 Prozent entspräche. Wohlgemerkt: vorsichtige Schätzung. Es gibt Studien, die von 60 Prozent ausgehen.
3) Zeitkostenersparnis
Auf Autobahnen sollen rund 20 Prozent Zeit gespart werden. 15 Prozent auf den nachgeordneten Netzen. Hintergrund ist die Theorie, dass der Verkehrsfluss optimiert werden würde, was Staus vermeidet.
4) Sicherheitsgewinn
Die Studie geht von einem Rückgang der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr um 10 Prozent aus.
5) Positive Raumwirkung
Das automatisierte Fahren soll den öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum ergänzen, was zu einer besseren Erschließung führen soll.
6) Verringerung städtischer Stellplätze
Automatisierte Fahrzeuge sollen außerhalb der Stadtzentren geparkt werden können. Das könnte Platz schaffen für „ökonomische Aktivitäten“, wie es die Studie nennt.
Erläuterung zur Studie der DIHK
Bei der Studie handelt es sich um eine Zusammenfassung anderer Studien, die sich einzelnen Teilgebieten gewidmet haben. So beruft sich das Papier von KE-Consult beispielsweise auf Berechnungen des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), die sich mit dem Spritsparpotential im 2020 beschäftigt haben.
Das IAO gibt darin eine Bandbreite an. Am einen Ende der Skala ist das Szenario eins – das Maximalszenario, das von einer Marktdurchdringung von 100 Prozent ausgeht. Das andere Ende der Skala ist Szenario zwei, für das eine Bestandentwicklung berechnet wurde. Das kommt auf eine Marktdurchdringung von 0,1 Prozent. Die Bandbreite des Einsparpotentials liegt hierbei zwischen 0,38 Millionen (Minimalwert Szenario zwei) und 723 Millionen (Maximalwert Szenario zwei). Die ganze Studie gibt es hier.