Ryan Weideman: Der Zoo auf der Rücksitzbank

Ryan Weideman ist mit seiner Bildserie „In My Cab“ berühmt geworden. Seine Arbeiten erleben gerade eine Renaissance. Mit Recht.

Zuletzt aktualisiert am 28.08.2023

Allen Ginsberg war es, der die Arbeit von Ryan Weideman treffend zusammenfasste. Die Rückbank eines New Yorker Taxis sei ein Zoo und Weidemann ein, Vorsicht Wortspiel, Taxidermist, der die Spezies Mensch humorvoll und präzise zusammenfassen würde. Ein Lob, das Ginsberg nicht irgendwo zum Besten gab, sondern auf der Taxirechnung notierte, die Weideman ihm gerade gab.

Bruce Silverstein Gallery Ryan Weideman In My Cab
Short Ride in a Fast Machine, 1984. © Bild: Bruce Silverstein Gallery

Mit dem Taxi durch New York

Denn Weideman ist gelernter Fotograf. Und weil das ein Beruf ist, den man sich leisten können muss, vor allem in New York, fuhr er Taxi. Er begann damit in den frühen 1980er Jahren. Eine Zeit, in der, da muss man Ginsbergs Aussage vielleicht ein wenig einschränken, ganz New York ein Zoo war und die Rücksitzbänke der Taxis eher ein Spiegelbild dessen waren.

Bruce Silverstein Gallery Ryan Weideman In My Cab
Riding with Dream Lovers in Love, 1983. © Bild: Bruce Silverstein Gallery

Denn auch das war eine Motivation des Fotografen. Ende der 1970er wurde Weideman von einer inneren Unruhe beherrscht. Manhattan hatte einerseits den Ruf von Verbrechen und Gewalt regiert zu werden, andererseits aber auch den einer pulsierenden Stadt, in der gerade etwas Legendäres entstehen würde. Nachgerade ein Magnet für mutige Jungs, die ihres eigenen Glückes Schmied werden wollte.

Leben statt besuchen

So wie Weideman. Der wollte damals nicht einfach nur New York besuchen, sondern dort leben. Wollte überhaupt mal leben. Er fand eine Wohnung in „The Deuce“, ein Spitzname für die 42nd Street. Zur damaligen Zeit eine Hochburg für Prostitution und Drogendealer. Heute ein Touristenmagnet und Wahrzeichen der Stadt. Ein Wandel, den Weideman miterlebte und in Bildern einfing.

Bruce Silverstein Gallery Ryan Weideman In My Cab
Six Girls Crack Up, 1982. © Bild: Bruce Silverstein Gallery

Denn er sollte über 30 Jahre lang Taxi fahren und dabei seine Passagiere fotografieren. Sein Vorsatz, wirklich jeden Fahrgast zu fotografieren, hielt dabei nicht lange. Manche Gäste akzeptierten es, das Bilder von ihnen gemacht werden, andere nicht. Und Weideman lernte schnell, wer es wollte und wer nicht.

Das Gespür für den Moment

Und welche Menschen es sich lohnt zu fotografieren. Der Platz in einem Taxi ist beschränkt und das Umfeld immer gleich. So müssen die Bilder vor allem von der Präsenz und Ausstrahlung der fotografierten Menschen leben. Und das tun sie. Denn Ryan Weideman hat das Auge und das Timing, um den perfekten Moment einzufangen.

Bruce Silverstein Gallery Ryan Weideman In My Cab
In the Shadows, Lower East Side, 1992. © Bild: Bruce Silverstein Gallery

Die Bilder von Weideman sind nicht neu, erfahren aber gerade eine Renaissance. Sein Sammelband kostet zwischen 350 Euro für gebrauchte Ausgaben und 1.300 Euro für neuwertige Exemplare. Eine Neuentdeckung, die durch diverse Ausstellung des Künstlers zustande kam. Auch und vor allem in der Bruce Silverstein Gallery.

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