Brot, Spiele und Gesellschaftskritik: Racing Rookie in St. Veit

Rennfahren ist schon lustig, aber beim Racing Rookie in St. Veit lässt man sich lieber unterhalten und diskutiert nebenbei über brennende Themen wie Konsumwahn oder Emanzipation.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Einen Tag mit 35 Grad verbrachten die Rookies hinterm Lenkrad – egal ob im Kart, im Focus RS oder im Fiesta. Beim Nasshandling mit dem RS untermalte die ständig schnalzende Kupplung olfaktorisch das Geschehen, die besonders gefordert war, wenn sie gegen eine gezogene Handbremse ankämpfen musste. Ähnlich erschöpft traten die Rookies dann zum Tagesfinale auf der Schleuderplatte an, während die Zuschauer im Schatten bester Dinge waren.

Brot, Spiele und Gesellschaftskritik: Racing Rookie in St. Veit
© Bild: Michael Herzog

Überhaupt scheint das Tagesfinale des Racing Rookie im Kärntner St. Veit dem unterhaltungssüchtigen Publikum noch mehr Spaß zu machen als den fürs Tagesfinale qualifizierten Rookies. Als einer der Instruktoren fragt, was außer Drehern und umgeschmissenen Pylonen auf der Schleuderplatte noch passieren kann, schreit einer freudig „Überschlag!“

Während der Instruktor dreimal hintereinander eine fehlerfreie Fahrt über die Schleuderplatte demonstriert, macht sich erstmals Konkurrenzdenken bemerkbar. Dass ein Rookie dessen Fahrstil mit einem Uhrwerk vergleicht, kommentiert ein anderer Instruktor gekränkt: „Der hat auch drei Tage trainiert dafür.“

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burst © Bild: Michael Herzog

Bis die ersten Kandidaten sich auf die Schleuderplatte wagen, müssen die Rookies noch einiges besprechen. Das Essen zum Bespiel. Während einer lediglich seinen Hunger beklagt, macht eine andere das Problem unserer Konsumgesellschaft am Phänomen McDonalds fest: „Mci wird einfach nie schlecht. Wenn ich mir gut überleg, was drin ist, find ich’s schon grauslich, aber wenn ich’s ess, find ich’s immer geil.“

Auch das Thema der Emanzipation ist spürbar, wenn ein paar Mädchen die Zeit nützen, ihre männlichen Mitstreiter zu gängigen Vorurteilen aufzuklären. „Hast schon einmal probiert, in High Heels Auto zu fahren? Wennst da die Kupplung sauber auslassen kannst, hast meinen Respekt.“

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© Bild: Michael Herzog

Auch in St. Veit erwies sich der Racing Rookie also als lehrreich, gefallen dürfte er auch gut haben. Schließlich kann man um 30 € woanders nur drei Runden Kart fahren, wie ein Teilnehmer recht pragmatisch sagt. Am Rande sei noch gesagt, dass auch wieder vier Finalisten ermittelt wurden, die uns etwas über sich erzählt haben.

Die vier neuen Finalisten

Gerd Mattausch, 18

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© Bild: autorevue

Bei seiner dritten Teilnahme reichte es endlich fürs Finale. Trotz bevorstehendem Maturajahr würde der HTL-Schüler eine Rallye-Saison schon unterkriegen. Fürs Finale ist er jedenfalls bestens vorbereitet: Einen Monat arbeitete er im Sommer in einer Kfz-Werkstatt, um das Automobil von innen kennen zu lernen. Den ganzen August wird er seine Physis modellieren, beim Kart Fahren sein Gespür schulen und zwischendurch den Geist ruhen lassen. Und wenn das nicht reicht, dreht er für die entscheidenden Hundertstel die Klimaanlage ab.

Bernd Rascher, 22

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© Bild: autorevue

Der Maschinenkonstrukteur lebt für alles, was brummt. Daheim schraubt er an deutschen Youngtimern, fährt eine Bandit 600 und Motocross und besucht gern die Karthalle in Wolfsberg: Rascher ist Name und Motto zugleich, wie er sagt. Mit 22 Jahren ist er ein Methusalem unter den Rookies, doch die sieht man ihm nur am Bart an. Medizinische Untersuchungen ergaben ein weitaus jüngeres biologisches Alter; gepaart mit der geistigen Reife eine Ansage fürs Finale.

Josef Waschnig, 19

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© Bild: autorevue

Wer statt der Maturareise lieber Streckenposten bei der Formel 1 ist, ist beim Racing Rookie richtig aufgehoben. Zum dritten Mal nahm er schon gemeinsam mit seiner Schwester teil, die es auch ins Tagesfinale schaffte. Der Racing Rookie ist also schon eine Art Familienfest, an dem Eltern und diverse Onkeln und Tanten angekarrt werden und dem Nachwuchs im Fiesta die Daumen drücken. Damit sich das in Melk auszahlt, wird er bis dahin fleißig Mountainbiken und den Kopf trainieren, wie auch immer das aussieht.

Dylan Strauß, 19

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© Bild: autorevue

Er möchte den Racing Rookie gewinnen, damit am Ganzkörperbild seine Socken abgebildet sind. Die hat er nämlich perfekt zum Leiberl abgestimmt und bis zu den Waden hoch gezogen. Das macht man jetzt so, wobei nicht hervor ging, ob Dylan dem Trend folgt, oder ihn begründete. Laut eigener Angabe sehr rennsportaffin, beschränkt sich seine Fahrerfahrung auf das Lenken seines Smart Forfour, dessen Heckantrieb das ESP zu stark einschränkt. Er hat ohnehin nur wegen der Gaude mitgemacht und wird dieses Rezept auch ins Finale mitnehmen. Daher lautet das Training konsequent: Entspannen.

Die Ergebnisse im Detail zum Download

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