Spannungsvollmacht

Porsches sechste Baureihe wird elektrisch. Mit 800 Volt demonstriert der Mission E, später Taycan, wo der Anker hängt. Wir kratzten ein wenig an der Isolation: Wo Plus, wo Minus?

David Staretz
autorevue Magazin
Veröffentlicht am 22.06.2018

Man muss kein Bergfreund sein, um den Girlandenwurf der Großglockner-Hochalpenstraße zu schätzen. Satt liegt das Asphaltband in den Hängen, flach drängt das Morgenlicht über die Scharten. Das Pfeifen eines Murmeltiers, das Zirpen einer Bergdohle, ein leises Säuseln des Windes, wenn er über den Parkplatz Fuscher Törl geistert. Sonst Ruhe. Majestätische Ruhe, die auch nicht durchbrochen wird, wenn der weiße Fleck ganz weit unten Formen eines Autos annimmt, eines schnellen Autos, das zügig die Linien nachzeichnet und, ohne merklich lauter zu werden, sich den Betrachtern nähert. Als hätte im Film jemand den Ton abgedreht, dafür den Zeitraffer betätigt. Mit diesem typischen Sirren, von dem man nie weiß, ob es von den Gummireifen oder von den beiden E-Motoren stammt, saugt sich der Wagen heran. Größer ist er aus der Nähe geworden, höher nicht: Nur 130 Zentimeter hoch ist Porsches Zukunftsträger, der fahrbarste von drei gebauten Demo-Modellen (Ferdinand, Ferry, Dorothea). Einst nur für die IAA 2017 und ein paar Vorstandstermine geplant, ist dieser Mission E („Ferry“) bereits ein rechter Haudegen. Patina auf der weißen Innenraum-Belederung zeigt, dass hier schon Legionen von Interessierten durchschoben. Die appetitlich glänzenden Leder-Kübelsitze erinnern an die eines Prototypen aus den Sechzigerjahren. Bei geöffneten Türen wirkt das säulenbefreite Greenhouse mit dem freien Durchblick besonders spektakulär. Botschaft: So viel Platz wird frei, wenn diese aufwendige Motorstrangtechnik wegfällt.

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