Auf Umweg zum Bentley-Veredler: Wer oder was ist Mulliner?

Mulliner ist der hauseigene Veredler der Marke Bentley. Doch das erst seit 1998 und dami nur einen winzigen Bruchteil seiner bald 260-jährigen Geschichte.

Veröffentlicht am 11.11.2022

Bevor wir zu Bentley und Mulliner kommen, ein Rückblick. Autos zu fertigen war einmal eine individuelle Sache. Kein Auto gab es zwei Mal, denn die reiche Kundschaft ließ sich von Kutschenbauern Karosserien maßschneidern. Die nahmen sich dieses neuen Geschäftszweiges gerne an, schließlich mussten sie den Niedergang ihrer pferdeabhängigen Kundschaft beobachten.

Der Schriftzug Bentley Mulliner des Karosserieherstellers.
© Bild: Bentley

Kutschenbau im 18. Jahrhundert

So auch die Familie Mulliner. 1760 gründete Arthur Mulliner das Unternehmen „Mulliners of Northhampton“ und widmete sich fortan dem Kutschenbau. Es folgten Niederlassungen und Neugründungen in Leamington Spa (ein Kurort mit reicher Kundschaft ), Birmingham und Liverpool. In London eröffneten sie 1882 einen Showroom.

All diese Unternehmen firmierten unter dem Namen „Mulliner“ – wenn auch in leichten Abwandlungen. Denn die Gründer waren allesamt untereinander verwandt und pflegten auch Geschäftsbeziehungen, führten aber grundsätzlich autarke Firmen – es war kein Konzern oder Kutschenbau-Imperium.

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© Bild: Bentley

Bentley Mulliner und die ersten Autokarosserien

Henry Jervis Mulliner war es, der den Londoner Showroom im Jahr 1900 übernahm, in „H. J. Mulliner & Co.“ umbenannte und umgehend begann für die Oberschicht Automobilkarosserien zu fertigen. Die Hauptkunden waren Daimler und Rolls Royce und Mulliner hatte die teuersten und hochwertigsten Aufbauten parat. Die Produkte waren so beliebt, dass die Firma bereits 1905 von nach Chiswick umziehen musste – also von einem Londoner Stadtteil in den nächsten. Bereits 1908 übernahm John Croall & Son das Unternehmen, ließ die Marke aber aufgrund deren guten Reputation bestehen.

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© Bild: Bentley

In den 1920er und 1930er Jahren intensivierten dann Bentley und Rolls Royce die Geschäftsbeziehungen zu H. J. Mulliner & Co. Auch, um die Konkurrenz auszuschließen. Daimler, Humber und Lagonda konnten nur noch sporadisch Aufbauten ordern.

Masse statt Klasse

Als nach dem zweiten Weltkrieg die Massenfertigung begann war die Branche unter Druck. Mulliner war einer der wenigen, die ihre alte Profession wieder aufnahmen. Allerdings waren die Auftragsbücher nicht gut gefüllt. Einzig ein Großauftrag von Bentley – es galt, den R-Type Continental zu verpacken – rettete das Unternehmen.

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© Bild: Bentley

Ende der 1950er Jahre war Mulliner der letzte selbstständige Karosseriebauer in England – und wurde für einen Kufpreis von 250.000 Pfund von Rolls Royce übernommen. Der Autobauer brauchte Kapazitäten, um den Silver Cloud und S-Type zu fertigen. Mulliner wurde daraufhin mit Park Ward verschmolzen. Ein Karosseriebauer, den Rolls Royce bereits 1939 übernommen hatte.

Des Anwalts Filetstück

Als im Jahr 1998 Rolls-Royce an BMW ging und Bentley an den Volkswagen Konzern, dröselten die Anwälte das Marken- und Namensgeflecht wieder auf und verteilten sie. BMW bekam Park Ward, VW dafür Mulliner. Seitdem steht das Label „Mulliner“ für individualisierte Bentleys. Einzelstücke für die Oberschicht – eigentlich wie schon vor 100 Jahren.

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© Bild: Bentley

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