Verhältnisfrage. Länger als eine Mistgabel, breiter als ein Fenster; die Elise scheint normal groß, der Caterham etwas kleiner. Um ihre Kompaktheit zu zeigen, hätten wir unseren Kameramann-Velar daneben stellen müssen.
Weniger ist weniger. Der Caterham 485 R ist kaum mehr als ein fahrender Motor und wiegt dementsprechend wenig. Mit Kotflügeln und Armaturenbrett aus Carbon wird um jedes Gramm gekämpft. Den ultrakurzen Schalthebel muss man mit Schmalz in die Gänge pressen. Den Startknopf findet man in der Knopferllandschaft, Irrelevantes wie Lüftung, Licht und Scheibenwischer auch.
Euer Rohheit. Ist das Fahrgefühl in der Elise schon von unglaublicher Direktheit, kann man das Bewegen des Caterham nur als Sinnesrausch bezeichnen. Es kreischt, dröhnt und flattert, dass man vor Freude und Entsetzen zittert, noch lange bevor der Grenzbereich erreicht wäre. Ohne Servolenkung, Bremskraftverstärker, ABS und ESP tastet man sich vorsichtig an die Reserven des Caterham heran. All das hat die Elise, weswegen man in ihr zu Beginn mutiger und schneller ist als im Caterham.
Mut und Wille. Das Gefühl der Sechsgang-Schaltung wird nur von ihrer Erscheinung übertroffen. Das aufpreispflichtige Alcantara-Lenkrad liegt herrlich griffig in den Händen. Für den Drift im harmonischen Mittel-motor-Layout empfehlen wir lockeren Fuß und Untergrund.
Da schau her! Zwei leichtfüßige Erlebnismaschinen, zwei Interpretationen: die eine kultiviert und elegant, die andere roh und ungestüm. Warum die beiden Schreiber so blöd in die Ferne schauen, weiß niemand.
Lotus Elise vs. Caterham Seven
Ein klassischer Generationenkonflikt: Während die Lotus Elise Sport 220 den Lightweight-Purismus modern interpretiert, predigt der Caterham Seven 485 fundamentalistisch die Askese seines Urahns Lotus Seven.
Autorevue Magazin
Veröffentlicht am 25.10.2018
Ein Familiengespräch zwischen Vater (Caterham) und Sohn (Lotus Elise), aufgezeichnet von Christoph Jordan und Julian Sparrer.
Der Sohn
Lotus Elise. Benannt nach der Enkeltochter des damaligen Lotus-Chefs, sollte die 1995 präsentierte Elise mit Mittelmotor und Leichtbauweise eine günstige Alternative zu 911ern und ähnlichen sein. Trotz zeitgenössischer Sicherheitsfeatures bleibt der Tochtersohn dem Lightweight-Charakter auch in dritter Generation treu.