Dodge Charger Concept Car: 35 Jahre in der „Scheune“
Vor der Schrottpresse bewahrt, jahrzehntelang in der Garage verbracht, endlich den original Motor eingebaut und für einen Berg Geld versteigert – die ganze Geschichte des Dodge Charger Concept Cars.
Als spät im Jahr 1963 der erste Pontiac GTO auf den Markt kam, der als Begründer der Klasse der «Muscle Cars» gelten darf, waren nicht alle überrascht. Solche Fahrzeuge lassen sich nicht in aller Heimlichkeit entwickeln, Detroit war (und ist) in dieser Beziehung sowieso ein Dorf, in dem eigentlich alle alles voneinander wissen (und manchmal noch ein bisschen mehr), und Dodge war es eigentlich ganz recht, dass alle nur über den GTO sprachen, so konnte man in aller Ruhe seine neuste Waffe zu Ende entwickeln: ein neuer «Hemi»-V8 mit 426 cubic inch (6.982 ccm). Um diesen Motor auch adäquat lancieren zu können, plante Dodge ein für die damalige Zeit sehr radikales Concept-Car, das zum ersten Mal den Namen «Charger» in die Öffentlichkeit tragen sollte.
Wie das Dodge Charger Concept entstand
Im Gegensatz zu vielen Concept-Cars vor allem aus den späten 50er Jahren, die unter dem Blech nur aus warmer Luft bestanden, musste der «Charger» natürlich funktionstüchtig sein, schließlich wollte Dodge ja auch noch ein neues Triebwerk vorstellen. Als Basis für das Konzept wurde ein serienmäßiger Dodge Polara auserkoren. Daran wurde fleißig gebastelt, zuerst außen, ein neuer Grill samt neuer Scheinwerfer wurde einpasst, der Chrom entfernt, die Stoßstangen weggeworfen, die Motorhaube tatsächlich von Hand ein wenig gerundet. Was bleiben durfte, waren teilweise die hinteren Leuchten – und die Bezeichnung D-O-D-G-E.
Noch heftiger wurde innen gearbeitet
Das zukünftige Concept-Car wurde komplett ausgeräumt – und in einen Zweisitzer verwandelt. Zwischen den zwei Passagieren gab es eine Trennung, an der die meisten Schalter und Hebel angebracht wurden. Das Lenkrad war neu, Walnuss, drei Speichen, und in der Mitte des Armaturenbretts durfte prominent ein Stewart-Warner-Drehzahlmesser thronen, der bis 8.000/min reichte.
Ein muskulöses Meisterwerk
Die Frontscheibe wurde abgeschnitten und durch so ein «wrap-around»-Scheibchen ersetzt, wie es damals die Rennwagen tragen durften, und ein Überrollbügel wurde eingebaut. Und dazu gab es noch ein Paar maßgefertigte Leder-Schalensitze. Dann gab es noch ein paar scharfe Auspuff-Rohre, diese ausnahmsweise in Chrom, dazu außergewöhnliche Halibrand-Felgen, auf die Goodyear-Weißwand-Reifen aufgezogen waren. Und so stand der Charger dann da, gerade einmal 122 cm hoch – ein Meisterwerk.
Aber es gab ein ernsthaftes Problem
Obwohl dieser Charger ja eigentlich extra dafür gebaut worden war, um die Kraft des neuen 7-Liter-«Hemi» in die Welt zu posaunen – genau dieser Motor machte nun Ärger. Vom 426-inch-Motor waren nur ein paar wenige Stück von Hand zusammengebaut worden, die alle an private Renn-Teams ausgeliefert worden waren. Als nun eines dieser Teams einen Motorschaden zu beklagen hatte, erhielt es jenes Exemplar, das eigentlich für den Charger reserviert gewesen war.
Herztransplantation
So hatte das Concept-Car bei seiner Vorstellung zwar die Badges mit der Zahl «426» an den Flanken und auf dem Luft-Einlass, auch in den Pressemitteilungen wurde so einiges vom neuen 7-Liter-Hemi erzählt, doch unter der Haube des Charger pochte – das Polara-Herz, ein 6,3-Liter-V8 mit 305 PS. Doch das merkte niemand: Obwohl der Wagen nach seiner Vorstellung ein ganzes Jahr durch die Vereinigten Staaten tourte und sowohl von Journalisten wie auch potentiellen Kunden ausführlich gefahren wurde – anscheinend machte sich nie jemand die Mühe, die Motorhaube zu öffnen.
Quasi ein Scheunenfund
Als die Show-Zeit des Charger nach einem Jahr um war, hatte er Glück: Während die meisten anderen Concept-Cars jener Zeit in der Schrott-Presse landeten, wurde der Charger von einem großen Dodge-Händler in Pennsylvania gekauft. Dieser vererbte ihn an seinen Sohn – und der stellte ihn für die nächsten 35 Jahre in eine Garage. Dort wurde er 1999 vom bekannten «Concept Car»-Sammler Joe Bortz entdeckt, der den Wagen kaufte.
Aus 300 werden 600 PS
Bei den Recherchen wurde entdeckt, dass insgesamt nur 15 dieser Triebwerke gebaut worden waren. Die meisten dieser Maschinen waren im Rennbetrieb natürlich verblasen worden (auch deshalb, weil sie nicht besonders sorgfältig gegossen wurden), doch das Restaurations-Team konnte einen der originalen Motoren ausfindig machen, die Nummer 13. Als der Motor endlich komplett war (Verdichtung 9,6:1!), schaffte er auf dem Prüfstand knapp über 600 PS. Die er über eine Dreigang-Automatik an die Hinterachse abgeben durfte.
Und was ganz genau ging in die Serie von diesem Konzept?
So ziemlich gar nichts. 1964 wurde ein erstes Modell des Serien-Charger vorgestellt – kein zweisitziges Cabrio, sondern ein Fastback-Coupé, wie es damals gerade in Mode kam. 1965 gab es eine Kleinserie von 180 Stück eines Dodge Charger 273, der allerdings einfach ein sanft umgebastelter Dodge Dart mit einem etwas größeren Kühlergrill war. Und nix war mit 7-Liter-Hemi, anstatt 426 cubic inch gab es gerade einmal derer 273 (also: 4,5 Liter Hubraum), anstatt über 600 Pferde nur 235 SAE-Brutto-PS (und das waren dann eher Shetland-Ponies).
Die Bilder zeigen besagten „426“ versteigert wurde dieser 2011 von RM Auctions, Verkaufspreis: 715.000 US-Dollar.
Danke den Kollegen von radical-mag.com für diesen Beitrag