Kommentar zur BMW Submarke „i“: Wo ist die Power?
BMW „i“ kam über die Autowelt wie ein Blitz. Ein Heureka-Moment. Sieben Jahre nach der Gründung zeigte die Marke einerseits den BMW i8 Roadster und andererseits, dass viel Momentum verlorengegangen ist.
Tesla experimentierte noch mit Lotus und das Model S war nur eine Ankündigung. Nissan feuerte gerade den Leaf auf den Markt und mit dem ebenso holprigen wie hässlichen Gehversuchen i-Miev holte Mitsubishi die Early Adopter ab. In dieses emotionale Fundament der Elektromobilität schlug die BMW Elektrosubmarke „i“ im Jahr 2010 ein wie eine Rakete der Erkenntnis. Von diesem Verve und diesem Momentum ist im Moment nichts mehr übrig.
Wieder Schwung holen
Damals staunte die Branche noch. So geht es also auch. Ein praxisorientierter i3, ein emotionaler i8 und reichlich Forschung und Entwicklung in Sachen Leichtbau und Konnektivität. Da wurde die Konkurrenz plötzlich ganz blass. Zwar sollte es noch dauern, bis die Fahrzeuge auf den Markt kommen sollten (2012 der i3, 2013 der i8), doch BMW hatte die Aufmerksamkeit und wusste sie zu nutzen.
Und dann? Nichts mehr. Gerüchtehalber hätte es noch einen i1 und einen i5 geben sollen. Also einen Kleinwagen und einen Van. Vielleicht waren diese Fahrzeuge nur Presse-Enten, vielleicht mussten die Verantwortlichen aber auch intern die Reißleine ziehen. BMW selbst hat zumindest nur den iNext angekündigt. Ein Crossover, das aber auch erst 2021 kommen soll. Also elf Jahre nach Gründung der Marke.
Die Zukunft geht anders
Auf der Los Angeles Autoshow hatte BMW jetzt die Möglichkeit ein paar Marketing-Meter gut zu machen. Ließ die Chance aber ungenutzt verstreichen. Statt mit ein paar Bildern, Ideen und Konzepten den BMW i Vision Dynamics, den Gegner des Tesla Model 3, im Bewusstsein der Kunden und im Image der Marke zu verwurzeln, wurde lediglich der i8 Roadster gezeigt.
Also ein i8 ohne Dach. Auch technisch wurden die Fans dann eher enttäuscht. Der Elektromotor erhielt zwölf PS mehr, womit die Systemleistung auf 374 PS steigt. Das Fahrzeug selbst bekam eine Hochvoltbatterie, womit eine rein elektrische Reichweite von fünfzig Kilometern machbar ist. Dazu kommen ein paar Details. Karbonzierelemente, überarbeiteter Touchscreen. Das ist zu wenig. Sollte Elon Musk die Konferenz gesehen haben, dann konnte er im Anschluss gut schlafen. Die Investoren dürften ihm zufliegen.
BMW verschläft das Marketing
Dabei gibt es bei BMW durchaus Herzeigbares. Erst kürzlich hatte die Marke – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit – verlautbaren lassen, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung massiv erhöht werden sollen. Von derzeit 5 bis 5,5 Prozent vom Umsatz auf 6,5 bis 7 Prozent. Das bedeutet: in Summe rund sieben Milliarden Euro. Nicolas Peter, der BMW-Finanzchef, betonte, dass die Finanzspritze für Forschung und Entwicklung vor allem aufgrund des geplanten Ausbaus der Elektroflotte nötig sei. Zudem stünden hohe Investitionen für das „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ an.
Das ist eine Nachricht, die deutlich macht, dass sich BMW für die Zukunft rüstet: allein, man muss es auch nach außen kommunizieren. Man kann die Art von Elon Musk mögen oder auch nicht. Aber Innovation treibt man im Jahr 2017 nicht mehr heimlich still und leise voran. Außer vielleicht kleinere Garagenschrauber, die genau genommen nur von einem Big Player übernommen werden wollen.
Bescheidenheit ist kein Innovationstreiber
„Tue Gutes und rede darüber“, ist ein Leitspruch der Wirtschaft und des Marketings. Weil Bescheidenheit kein Innovationstreiber ist. Siehe Elon Musk. BMW könnte die Elektromobilität nach vorne bringen. Die Marke könnte das Zugpferd dieser Branche innerhalb der deutschen Autoindustrie werden, die dringend jemand braucht, der voran geht und Image wieder aufpoliert (und darüber spricht). Eine Firma, die Zukunft und Innovation versprüht. Das tut BMW durchaus. Aber nur heimlich. Schade.