Autofinanzierung: Kredit, Leasing und was dabei zu beachten ist

Barzahlung beim Autokauf ist erstrebenswert, aber oft nicht möglich. Dann will zwischen Leasing und Kredit gewählt sein, und zwar keinesfalls voreilig. Und auch an die Versicherung muss noch gedacht werden.

autorevue Magazin
Veröffentlicht am 26.04.2019

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Die Zukunft des Autos wird derzeit nicht nur in den Ingenieursbüros und Marketingabteilungen der Hersteller geformt, sondern auch in allerlei Diskussionsrunden der Käuferinnen und Käufer. Dabei wird die Rolle des Autos neu definiert, aber man erkennt unschwer: Sie wird nicht wesentlich anders sein als bisher, und bei den Fahrverboten steht Deutschland ziemlich einsam dar.

Wichtig für den Neuwagenkauf ist derlei auch deshalb, weil man beim Unterschreiben des Vertrages ganz gut abschätzen mag, was in ein paar Jahren mit dem Restwert des Autos passiert: Stürzt das Image des Diesels
steil ab, dann wird der Restwert mitgerissen. Wird das Elektroauto – derzeit noch bescheiden bei den Neuzulassungen vertreten – durch eine neue Batterietechnologie revolutioniert, dann verlieren die jetzt aktuellen Modelle stärker an Wert als vermutet. Höchstwahrscheinlich wird das Thema ohnedies auf einer beruhigenden Grundlinie österreichischer Herangehensweise („Alles nicht so schlimm“) abgehandelt, und wer sich jetzt einen Neuwagen kauft, fährt auf der soliden Basis der verpflichtenden Euro-6d-TEMP-Abgasnorm, Diesel inklusive. Und bald wird auch das gesamte Angebot jener Importeure, die von der eineinhalb Jahre lang angekündigten Norm völlig überrascht wurden, wieder komplett sein.
Besonders wichtig ist der Restwert bei Leasingverträgen: Man entkommt ihm zum Vertragsende nämlich nicht. Ist das Auto weniger wert als angenommen, dann kann man es entweder zur vertraglich fixierten, also erhöhten Summe ankaufen. Oder man überlässt den Verkauf der Leasinggesellschaft, aber wenn die nicht den fixierten Wert erlöst, dann zahlt der Kunde drei Viertel der Differenz. (Die Kundschaft erhält aber auch drei Viertel des Mehrerlöses, wenn das Auto mehr einspielt als angenommen.)

Etliche Leasinggesellschaften kontern dieses Problem mit einem garantierten Restwert, wie Michael Osinger, Leasingexperte der Erste Bank, erklärt: „Damit sind zwar die Monatsraten geringfügig höher, aber die Summe, die ein Auto mit Vertragsende kostet, wird eindeutig kalkulierbar. Sollte der tatsächliche Wert höher sein als angenommen, dann kann ein Privatkunde das Auto erwerben und selbst weiterverkaufen. Ist er niedriger, dann gibt man das Auto einfach an die Leasinggesellschaft zurück.“ Natürlich gibt es noch viel mehr Faktoren zu berücksichtigen, bevor man sich beim Autokauf für Barzahlung, Kredit oder Leasing entscheidet.

Die beliebteste Zahlungsmethode

Der Leasinganteil bei Neuwagen liegt derzeit bei 40,3 Prozent. Die meisten Pkw-Leasingverträge (konkret: 67,3 %) werden beim Kfz-Handel und seinen Banken abgeschlossen, 14,5 % bei unabhängigen Kreditinstituten, der Rest im Direktvertrieb oder bei Versicherungen. Die Aufteilung der nicht über Leasing finanzierten 59,7 Prozent der Neuwagen ist schwieriger. Wer das Geld bar mitbringt, wird nicht gefragt, ob er gespart oder geborgt hat.

Leasing oder Kredit?

Eine generelle Empfehlung pro Leasing oder Kredit ist inmitten des dichten Angebots unmöglich – keine der beiden Möglichkeiten ist prinzipiell im Vorteil, es entscheiden vielmehr die Unterschiede zwischen den Anbietern. Und die persönlichen Vorlieben: Beim Kredit sind die Monatsraten höher, dafür sind beim Leasing auch Anzahlung (zumindest meistens) und Restwert fällig. Es will also viel verglichen und gefeilscht werden – und das braucht Zeit: Wer das neue Auto gewissenhaft auswählt und bei mehreren Händlern den Preis verhandelt, verspielt alle Vorteile wieder, wenn er die Finanzierung nebenbei ausheckt. Wichtig dabei: beim Autohändler wie ein Barzahler auftreten und den Preis aushandeln, erst dann die Finanzierung ansprechen. Michael Osinger: „Zum Vergleich eignen sich nur die Gesamtbeträge über die gesamte Laufzeit inklusive aller Gebühren. Beim Leasing zählen dazu auch Anzahlung und Restwert – ein reiner Vergleich der Monatsraten ist nicht zielführend.“ Soll der Zinssatz zum Vergleich herhalten, dann muss es der effektive sein, also inklusive aller Gebühren – und nicht der nominale, wie er in der Werbung oft genannt wird. Beiden Finanzierungsformen ist gemein, dass vorab die Bonität der Kundschaft geprüft und gegebenenfalls ein kleineres Auto empfohlen wird. Weder Kredit noch Leasing ermöglichen also ein Auto, das man sich eigentlich nicht leisten kann.

Leasing im Detail erklärt

Die Zeit der systematischen Problemfälle beim Leasing ist längst vorbei, wie der Verein für Konsumenteninformation erklärt. Falls es doch Ärger gibt, dann hauptsächlich wegen nicht korrekt verstandener oder mangelhaft durchgelesener Verträge. Wer vor dem Unterschreiben Fragen hat, kann seinen Leasingvertrag vom VKI durchleuchten lassen.

Was beim Leasing zu bedenken ist

  • Gilt die Anzahlung als Depotzahlung oder als Mietvorauszahlung? Eine Depotzahlung wird für den Kunden veranlagt, steht also nach Ablauf der Leasingdauer zur Verfügung. Eine Mietvorauszahlung wird den Raten zugebuttert, senkt sie aber damit.
  • Steht beim Restwert etwas von Andienungsrecht, dann muss das Auto auf jeden Fall zu Vertragsende gekauft werden.
  • Ist der Restwert (abseits der vorhin genannten Unsicherheiten) realistisch angesetzt? Bisweilen werden nämlich noch immer unrealistisch hohe Restwerte angenommen, um niedrige Monatsraten anbieten zu können.
  • Das geleaste Auto gehört der Leasinggesellschaft, daher sind ganz kreative Umbauten (Spoiler, Radkastenverbreiterungen etc.) nicht so leicht möglich wie beim eigenen Auto.
  • Bei finanziellen Problemen ist von Totstellen oder Untertauchen abzuraten – wer bei der Ratenzahlung in Bedrängnis gerät, soll am besten beim Leasingunternehmen vorsprechen und gemeinsam an der Lösung tüfteln. Diese Empfehlung gilt natürlich auch für Kreditnehmer.

Leasing von der Bank oder vom Händler?

Ob man den Leasingvertrag bei einer unabhängigen Gesellschaft oder beim Geldinstitut eines Autoimporteurs abschließen sollte, ist nicht generell zu sagen. Die Importeure und Händler stützen den Verkauf eines Modells bisweilen über günstige Leasing-Aktionen, allerdings bekommt der Verkäufer möglicherweise auch für abgeschlossene Leasingverträge Provisionen. Die zahlt indirekt die Kundschaft.

Vorteile beim Leasing

Um Kunden zu gewinnen, geben Leasinggesellschaften gerne kleine Zugaben. Bei s Leasing beispielsweise wird der All-inclusive-Gedanke, wie er ursprünglich gewerblichen Kunden vorbehalten war, auch auf Privatkunden ausgedehnt. Die Kundenkarte ermöglicht somit vergünstigtes Beziehen von Treibstoff, Reifen oder Autozubehör, auch Mietwagen oder Einkäufe an manch Raststation werden günstiger.

Der Kredit

Das System des Kredits ist simpel: Man borgt sich Geld aus und zahlt es in Portionen zurück. Oder man legt diese Portionen zur Finanzierung eines endfälligen Kredits an. Fiona Gomes, Kreditexpertin der ING: „Wer den Autokauf mit einem Kredit finanziert, kann sich beim Händler als Barzahler deklarieren, damit lassen sich oft mehr Rabatte lukrieren. Und über einen Kredit können auch Gebrauchtwagen finanziert werden, bei uns überhaupt alle Fahrzeuge, Motorräder und Oldtimer inklusive. Beim Kreditkauf ist man Eigentümer des Fahrzeuges, der Typenschein muss nicht hinterlegt werden.“

Vorteile beim Kredit

Bei einem Kredit kann es von Vorteil sein, wenn er einen etwas flexibleren Umgang mit dem Geld ermöglicht:

  • Kann das Geld bei der Bank deponiert werden, bis das Auto ausgeliefert ist? Immerhin erspart man sich so die Zinsen für die Wartezeit.
  • Ist eine vorzeitige Rückzahlung der Kreditsumme kostenfrei möglich, falls während der Laufzeit des Kredits doch mehr Geld zur Verfügung steht als angenommen?
  • Kann man unbürokratisch die Kreditsumme vermindern, falls man sich nach Gewährung des Kredites doch für ein günstigeres Auto entscheidet?

Fixer oder variabler Zinssatz?

Auch wenn die meisten Kredit- oder Leasingverträge über eine Laufzeit von lediglich fünf Jahren verfügen, ist die Entwicklung der Zinsen wichtig. Derzeit ist das Zinsniveau sehr niedrig, ein Ansteigen im Lauf des heurigen Jahres ist unwahrscheinlich, längerfristige Prognosen sind seriös eher nicht möglich. Ein variabler Zinssatz ist derzeit niedrig, er wird alle drei Monate dem Euribor-Zinssatz angepasst. Ein fixer Zinssatz ist etwas höher, dafür ist das Risiko steigender Zinsen über die gesamte Vertragsdauer abgefedert.

Die richtige Versicherung finden

Nach dem Kauf will das neue Auto versichert sein, nur Spielernaturen verzichten beim Neuwagen auf Vollkasko. Auch hier führen Vergleichen und Feilschen zur günstigsten Polizze, Internet-Rechner wie durchblicker.at oder versichern24.at liefern den ersten Überblick. Natürlich können auch bestehende Versicherungsverträge zugunsten eines günstigeren gekündigt werden, aber nicht zu jedem Zeitpunkt.

Wann sind Versicherungswechsel möglich?

  • bei einem Fahrzeugwechsel,
  • bis zu zwei Monate nach Ankündigung einer Prämienerhöhung,
  • bis zu einen Monat vor dem jährlichen Stichtag (das ist der Erste des dem Vertragsabschluss folgenden Monats),
  • nach Schadensfällen bis zu einen Monat nach Eintreffen der Verständigung, ob entschädigt wird oder nicht.

Gar nicht klug ist die Kündigung der bisherigen Polizze, bevor die Zusage der neuen Versicherung schriftlich vorliegt.