Alfa Romeo Autotutto – Allzweckwaffe

Gibt es einen schöneren, kuhleren Transporter als diesen Alfa Romeo Autotutto? Großartiges Teil, auch technisch.

radical mag
Veröffentlicht am 26.01.2016

So ein Kleintransporter, nun denn, muss ja nicht unbedingt sein. Doch eine Ausnahme gibt es, dafür würde man doch auch mal einen Ferrari – Mondial, 612… – oder auch Porsche im Eck stehen lassen: der Autotutto. Also: das Auto für alles. Denn der Autotutto, für Freunde auch: 2, kommt von Alfa Romeo und ist sicher die schönste Möglichkeit, eine ganze Mannschaft von Fußballer-Junioren zu transportieren.

Alfa Romeo, wir haben es ja oft schon geschrieben und schreiben es immer wieder gerne, war ja vor und nach dem Krieg etwas vom Besten, was es überhaupt gab auf Rädern. Irgendwie mussten die Italiener auch nie so recht aufs Geld schauen, damals (deshalb konnten sie es wohl auch nicht, als sie es mussten, später), und so konstruierten sie immer wieder Fahrzeuge, die eigentlich zu viel des Guten waren und hatten. Weshalb sie sich an einen Kleinlaster wagten, in den 50er Jahren, das ist irgendwie auch so etwas von unlogisch, wie nur Alfa Romeo sein kann, denn es gab ja andere Hersteller, die dieses Segment schon gut abdeckten. Und Alfa hatte null, aber wirklich null Beziehung zu solch einem Gefährt. Aber vielleicht wollten die Ingenieure ja einfach bloß mal zeigen, wie sowas geht.

Autotutto: Frontantrieb und Einzelradaufhängung

Gut, komplett flache Plattform und deshalb auch eine schöne ebene Packfläche, das war schon einmal etwas. Frontantrieb gab es 1954 jetzt auch noch nicht überall (und beim Autotutto zum ersten Mal bei Alfa Romeo), doch dass die Mailänder ihrem Arbeitsvieh dann auch auch noch eine Einzelradaufhängung rundum mit auf den Weg gaben, das war dann schon sehr aussergewöhnlich. Als Basis-Motorisierung diente ein 2-Zylinder-Kompressor-Diesel von Perkins, doch die wahren Alfisti unter den Kleingewerblern bestellten selbstverständlich die bekannte Doppelnockenwelle, den 1,3-Liter-Leichtmetall-Motor aus der Giulietta. Damit war man auch auf der Autobahn ganz anständig gerüstet gegen so ziemlich alles, was damals in der Mittelklasse antrat. Drehzahl, Jungs, auch beim Transporter ist Drehzahl fast so ein bisschen: alles.

Von den gebauten 35.000 Stück überlebten nur wenige

Vorgestellt wurde der Autotutto also 1954 – und gebaut bis 1983. Es gab auch einen 1,8-Liter-Diesel, es gab ihn als Lastwagen (Autocarro) und als Kastenwagen (Furgone), am liebsten kaufen ihn die italienische Polizei und die Guardia di Finanza, selbstverständlich wird er auch von Autodelta für den Transport von Teilen und Renn-Mechanikern benutzt. Und irgendwie ist er einfach schöner als andere anderen Transporter, more stylish, richtig cool. Heute vielleicht noch mehr als damals. Rund 35.000 Stück wurden in knapp 30 Jahren gebaut, überlebt haben nur wenige, denn, eben: er war das Auto für alles, ein Arbeitstier.

Die schönste Alternative zum Samba

Bonham’s versteigerte am 4. Februar 2016 im Grand Palais zu Paris eines der selten gewordenen Stücke. Wunderbar restauriert, in einer schönen Farbe, als Neunsitzer, mit dem klassischen Giulietta-Motor (allerdings: nur ein Vergaser). Der Schätzpreis lag zwischen 60.000 und 90.000 Euro und erschien damals sanft absurd, aber irgendwie passt das auch wieder zu diesem ungewöhnlichen Fahrzeug. Den sicher auch die Kids fein finden werden: na, was fährt Dein Vater? Selbstverständlich einen Alfa Romeo. Gegen den Autotutto sieht auch der heißeste Samba irgendwie müd’ aus, oder? Geworden sind es dann übrigens 63.250 Euro.

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com