Alfa 6 und der Papst

Der Alfa 6 hatte einen unglücklichen Start – und kam dafür auch nie recht auf Touren. Schade, eigentlich. Da konnte auch der Papst nichts daran ändern.

radical mag
Veröffentlicht am 18.12.2016

Er hätte ja schon 1973 auf den Markt kommen sollen, der Alfa Romeo Alfa 6, intern «progetto 119» getauft. Aber dann kam die Ölkrise – und der «Alfone», wie er dann später vom Volk, das sich ihn eh nicht leisten konnte, genannt werden sollte, kam nicht. Eigentlich, so war es zumindest angedacht, hätte der Alfa 6 so etwas wie der Nachfolger des Maserati Quattroporte sein sollen, doch als er es 1979 doch noch auf den Markt schaffte, da hatte Maserati den Quattroporte II schon beerdigt und gerade den Quattroporte III anlaufen lassen. Als Konkurrenz verblieb dem Italiener ein 528i von BMW oder ein 280 E von Mercedes, und irgendwie fühlte er sich dabei nicht so recht wohl. Obwohl sich dann irgendein Papst auch solch einen Alfa Romeo anschaffte. Was aber die sieben Exemplare, die der amerikanische Importeur unmittelbar nach ihrer Ankunft in den USA verschrotten ließ, weil er sie für absolut unverkäuflich hielt, auch nicht aufwiegt.

Alfa 6 und der Papst
© Bild: Garage 11

Alfa 6, kein Transaxle

Auch wenn gewisse optische Ähnlichkeiten mit der feinen Alfetta bestehen, der Alfa 6 war viel konventioneller. Sprich: kein Transaxle. Aber immerhin vorne Drehstabfeder und Doppelquerdenker, hinten De-Dion samt Wattgestänge. Und eine 25-prozentige Sperre serienmäßig. Vor allem aber gab es den ersten Einsatz des neuen 2,5-Liter-V6, genannt «Busso», der bis 2005 in noch so manchem Alfa Romeo verwendet wurde. Ursprünglich hatte diese Maschine gleich sechs Dell’Orto-Vergaser (später eine L-Jetronic von Bosch), kam auf damals anständige 158 PS und sorgte für ganze anständige Fahrleistungen im knapp 1,4 Tonnen schweren Alfa. Man darf nicht vergessen: der «Alfone» war für die damalige Zeit mächtiges Automobil, 4,76 Meter lang. Mit wirklich guten Platzverhältnissen, einem sehr großen Kofferraum. Und er ist bekannt für seinen mächtigen Durst.

Alfa 6 und der Papst
© Bild: Garage 11

Alfa Romeo Alfa 6 2.5

Von der ersten Serie wurden bis 1983 gerade einmal 6.358 Stück verkauft. Das von Bertone durchgeführte Facelift machte ihn definitiv nicht schöner, die Doppelscheinwerfer wurden durch Breitbanddingers ersetzt, innen wurde mehr Luxus eingepflanzt, es gab auch einen 2,5-Liter-Diesel und eine 2-Liter-Vergaser-Variante des V6. Erfolgreicher wurde der Alfa 6 deswegen nicht, Ende 1986 war nach nur 12.050 (oder vielleicht auch 12.070) gebauten Exemplaren Schluss. Das sehr schöne Exemplar, das wir hier zeigen und das seine Kinderkrankheiten sicher längst hinter sich hat, wird jetzt von der Hamburger Garage 11 angeboten.

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com