Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 07/1984

Ausgabe der Autorevue vom Juli 1984 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Lieber Leser,

das in Relation zur Stückzahl bereitest publizierte Vehikel in der Autorevue ist der Alfa Spider. Das kommt daher, weil wir im Sommer (in jedem Sommer) gern ordentliche Autos fahren, und wenn wir sie den Importeuren aus den Garagen reißen, müssen wir auch was drüber schreiben. Unser Eigennutz kriegt mit einem guten Alibi sogar was Idealistisches: Seit den spießigen sechziger Jahren ist der Spider ein Symbol dafür, daß auch moderne Autos nicht an sich selbst und ihrer banalen Grundaufgabe ersticken müssen. Ohne diese Überzeugung hätten wir uns längst die Kugel gegeben und Ihr würdet Auto Touring lesen: Inzwischen reden alle vom offenen Fahren, und es verkühlen sich dabei schon Leute, die sich ihr steifes Genick lieber in der Grottenbahn holen sollten, für die hat Alfa dann auch ein neues Heck gebaut. Wie auch immer: Seit dem Aufbruchsjahr 1968 ist der Alfa Spider Schritt für Schritt von seinem eigenen Geist eingeholt worden, und in diesem neuen Klima kapieren heute (schon wieder) eine Menge Leute, daß auch Gebrauchsgegenstände in Form, Botschaft und Schnuckeligkeit brauchbare Waffen gegen die Verödung unserer Welt sein können und sollen. In diesem Sinn ist unser jährlicher Alfa-Gesang wieder fällig, Seite 54: Philipp Waldeck ist in eine Stadt gefahren, die Bussi heißt. Herausgekommen ist so etwas wie die endgütige Spider-Story, das ist auf der einen Seite sehr schön und auf der anderen Seite sehr traurig. Aber vielleicht werden wir auch nächstes Jahr wieder mit uns reden lassen, schätzungsweise im Sommer.

Rudolf Skarics, der einzige Ingenieur, den wir permanent bei uns dulden, ist trotz seines allzu direkten Bildungsweges (die wahre Ingenieure macht das Leben, nicht die Schule) einer unserer Besten und Wackersten. Seine hohe Belastbarkeit hat ihm etliche Jobs eingetragen, die das Rückgrat der Zeitschrift ausmachen, dennoch nicht so beklatscht werden wie die brotlosen Loopings der kolorierten Schmetterlinge. Um so wichtiger, daß er auch als Story-Schreiber wieder die Tschinellen schlägt: „Gib Gas und leg dich nieder“ – über Karts, ab Seite 30.

Die wirklich wichtigen Themen rund um das Auto in diesen Tagen sind die Streiks in der deutschen Industrie und die faszinierenden Überlegungen unseres Verkehrsministers, wie sich mit weiterem Tempolimit die Blödheiten im Disco-Verkehr, die Neurotiker-Ausfahrten und die Alko-Trips in den Griff kriegen lassen. Wir verweisen auf die Tageszeitungen, das sind Sie sicherlich bedient genug.

 

Ihr

Herbert Völker