Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 07/1975

Ausgabe der Autorevue vom Juli 1975 mit Cover, Editorial & Impressum

Veröffentlicht am 08.04.2013

Bedrängter Held

Gesetzt den Fall, man findet es ungerecht, daß ein Mensch deswegen vergöttert wird, weil er ein Quentchen schneller Auto fährt als andere, in diesem Fall also ist dies die faszinierendste Eigenschaft des Niki Lauda, wie er mit seinem Ruhm fertig wird. Aus der Beiwagerl-Perspektive wird klar, wie ihm das Leben zu einer konstanten Pflichtübung in Disziplin entartet. Um nur eine Sparte des Populärseins zu nehmen, Autogramme (im Alltag, außerhalb organisierter Autogrammstunden). Das heißt in jedem einzelnen Fall: Ins Visier genommen zu werden, irritiert zu werden, angesteuert zu werden – ob mit verlegenen Wechselschritten oder á la Brambilla – das bedeutet Erwidern des Grußes, Öffnen des Aktenkoffers, Herausnehmen einer Autogrammkarte, Griff nach dem Schreibgerät, Schreiben, halt, tschuldigung, können’s dazuschreibn FÜR UDO KÖNIG, ja, daß heißt in vielen Fällen auch, daß der Autogrammheischer es unhöflich findet, nur das Papierl zu nehmen und einfach zu verschwinden, höflicherweise sagt er einen Satz, na jetzt geht’s aber toll, ich hab Sie im Fernsehen gsehn.

Aha, sagt der Held, und dann kommt die Frage: Glaubns, werma Weltmeister?, drauf die Antwort: Naja: des kamma nie sagn, werma schaun – und das ganze hundertmal am Tag, wo immer er hintritt, beim Einwerfen der Fritattensuppe genauso wie vor der roten Ampel. Grundregeln konventioneller Höflichkeit werden disqualifiziert: Man unterbricht ihn, wenn er spricht, man schiebt ihm den Stift hin, wenn er den Löffel am Mund hat, man gibt ihm nicht jene berühmte Minute, die jeder mal braucht: Nur sitzen, denken – oder nichts denken.

Er ist ein öffentliches Tier ohne Schonzeit. Man klingelt auch an der Tür der kleinen Salzburger Wohnung, obwohl eh nicht Lauda am Taferl steht, aber der Buschtelegraf führt jeden hin. Die einzige Erleichterung, die Lauda sich zugesteht, ist das Nicht-Mehr-Stören-Lassen in der Wohnung, er geht nicht mehr an die Tür. Ansonst zieht er das Spiel mit voller Konsequenz durch: „Ich bin zum Freundlichsein verpflichtet. Es gehört zum Job.“

Zum Job gehört auch das Erledigen der Autogrammpost, Die jüngsten Siege haben einen Boom im Posteinlauf gebracht: 2140 Autogrammwünsche innerhalb eines Monats, davon allein 800 aus der CSSR, deren Motorsportfreunde offensichtlich einen enormen Aufholbedarf haben. Nach wie vor ist natürlich jedes Lauda-Autogramm „echt“ – kein Stempel, wie’s andere wohl täten – und das AUTOREVUE-Sekretariat, das Lauda den technischen Teil der Arbeit abnimmt, tut sein Möglichstes. Das ist im Moment allerdings nicht genug, der Rückstand wird größer. Das betrifft vor allem jene Briefe, in denen ganz konkrete Fragen gestellt werden (vom liebsten Thema „Wie kann man Rennfahrer werden?“ bis zum Verlangen nach technischen Auskünften „Wie ist der Luftdruck in Rennreifen, was wiegen sie?“. Autogramm-Sammler hätten bisweilen auch gerne einen „natürlich gebrauchten, alten, nutzlosen Rennreifen“ bis zu Nikis Formel-1-Volant).

Auch wenn Lauda sich verpflichtet fühlt, jeden einzelnen Fan happy zu machen: Der Job der individuellen Beantwortung jeder Frage ist derzeit eine Rechenaufgabe, die nicht aufgehen kann, dazu fehlen die Minuten und Stunden und Tage.

Lauda wird demnächst gemeinsam mit uns jene Fragen herausklauben, die von allgemeinem Interesse sind, und sie in der AUTOREVUE beantworten. Natürlich wird auch die Autogrammpost aufgearbeitet – mit kleinen Verzögerungen.

 

Ihr

Herbert Völker

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Tests

Franz Stehno, Herbert Völker, Bernd Schilling: Ford Escort Ghia Automatik (Seite 16)

Fred Steffen, Bernd Schilling: Kawasaki 900 (Seite 46)

Heisser Test

Völker, Stehno, Schilling: Innoventi Mini Cooper 1300 (Seite 20)

Information

Produkte (Seite 4)

Neue Modelle, Wirtschaft, Motorrad, Personalia (Seite 6)

Claus C. Prett: Jahresberichte Steyr-Daimler-Puch, Semperit (Seite 12)

Schlampige Arbeit, teurer Preis Werkstatt-Test der Konsumentenschützer (Seite 14)

Sport

Heinz Prüller, Rottensteiner: Großer Preis von Belgien (Seite 24)

Helmut Zwickl, DPPI: Großer Preis von Schweden (Seite 28)

Ferdi Kräling: AUTOREVUE-Mittelfoto Jaques Laffite Alfa Romeo 33 TT 12 beim 1000-km-Rennen am Nürburgring (Seite 32/33)

Herbert Völker: Akropolis-Rallye (Seite 34)

Power-Play Drag-Sport in den USA (Seite 38)

Niki Lauda erzählt (Seite 42)

Internationaler Sport (Seite 43)

Nationaler Motorsport (Seite 48)

AUTOREVUE-Kalender (Seite 54)

Sportresultate (Seite 59)

Leserdienst

Leserbriefe (Seite 1)

Gebrauchtwagenbörse (Seite 61)

Motorradpreise (Seite 62)

Neuwagenpreise (Seite 63)

Autosteuer, Versicherung, Zulassungsstatistik (Seite 64)