Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 08/1982

Ausgabe der Autorevue vom August 1982 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Liebe Leser,

aha, werden Sie denken, jetzt läßt der Völker also einen von den Nach-Völkern an die Schreibmaschine; wahrscheinlich grunzt er gerade in seiner Waldviertler Einsiedelei vor Behagen in der Sonne, wenn er nicht gerade mit dem Lauda an einem neuen Buch arbeitet. Und der Höfer hat womöglich gerade in Richtung Kalifornien abgehoben, weil das die einzige Möglichkeit ist, dem nationalen Motorsport für ein paar Wochen bedingungslos zu entkommen. Lieber Leser, Sie haben erstaunlich richtig vermutet, so wie Sie uns überhaupt ein Rätsel sind.

Wir wissen von Ihnen eigentlich nur – mit Verlaub -, daß Sie des Lesens mächtig und ein Lieber Leser sind, männlich oder weiblich, sich für Autos interessieren (oder sich nur gerade beim Friseur langweilen), aber auf jeden Fall gerade dabei sind, die Autorevue durchzublättern.

Es ist ja so, daß alle Medien ein übergeordnetes Interesse dran haben, ihre Hörer, Seher, Leser kennenzulernen, unter dem Vorwand, die Bedürfnisse der Zielgruppen genau zu erfahren, um so ein bestens abgestimmtes Programm liefern zu können. Weil es bei einem solchen Kennenlernen, eine Menge Hände zu schütteln gälte, haben sich berufene Medienfachleute etabliert, Demoskopen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Erkenntnisse in großen Einheiten zu verarbeiten und ihren Auftraggebern handliche Zahlenpakete zu liefern. Es herrscht mittlerweile ein großer Respekt vor solchen Daten, an denen sich Schwankungen auf die Hundertsteldezimale seismographisch genau ablesen lassen. Diese Zahlen sind so maßgeblich und unentbehrlich geworden, daß man es sich nicht leisten kann, auf sie zu verzichten.

So gesehen sind Sie gar kein unbeschriebenes Blatt für uns. Sie sollten sich einmal aus demoskopischem Blickwinkel sehen – Sie täten schön schauen. Oder haben Sie sich schon einmal auf ihre primärstrukturelle Ausprägung hin beobachtet, Ihren sozio-demografischen Aufbau studiert? Mit 43 Prozent Wahrscheinlichkeit zählen Sie zum Anteil der primären Kernleserschaft, Sozialschicht A, B oder C1. Damit haben Sie ein durchschnittliches Haushalts-Netto-Einkommen von 19.438 Schilling, sind zu fünfundsiebzig Prozent Mann und zweiundachtzig Prozent jünger als neununddreißig.

Liebe Leser, wir dürfen uns was einbilden auf Euch, und manchmal lauern wir stundenlang auf unserem Balkon und beschatten den Zeitungskiosk vorm Haus. Das hat uns schon öfter dabei geholfen, einen Testwagen noch rechtzeitig aus der Kurzparkzone zu holen, bevor er ein Strafmandat einsteckte.

Und weil wir glauben, daß noch eine Menge in unseren Lesern steckt, das sich auch aus der dritten Dezimalstelle nicht ablesen läßt, würde es uns freuen, was Menschliches zu hören. Schreiben Sie doch ein paar Zeilen, wenn Sie ein Anliegen haben oder keines, damit wir zur Abwechslung etwas von Ihnen lesen können.

 

Ihr

David Staretz