Opel Zafira – „Eigentlich ist er ja das gescheitere Auto“

Die Unterschiede zu seinem Vorgänger sind beim neuen Opel Zafira, also dem Modelljahr 2017, nur von vorne ersichtlich. Im Vergleich zu seinem großen Konkurrenten wäre er eigentlich das gescheitere Auto.

radical mag
Veröffentlicht am 15.07.2016

Schon bei Corsa hatten wir uns ja ein wenig gefragt, weshalb uns Opel ein nicht so richtig frisches Fahrzeug als komplette Neuentwicklung verkaufen wollte. Gut, beim Opel Zafira sind die Rüsselsheimer etwas zurückhaltender in der Wortwahl, sprechen von einem Re-Design, doch auch beim legendären Minivan haben wir es mit altem Wein in neuen Schläuchen zu tun. Von hinten, zum Beispiel, lassen sich alter und neuer Zafira rein gar nicht unterscheiden, da ist alles genau gleich. Und das heißt: 5 Jahre alt. Da staunt man dann schon ein wenig, so den einen oder anderen frischen Akzent hätte der Opel auch dort ertragen.

Das Neue am neuen Opel Zafira

Vorne immerhin, da ist der neue Zafira tatsächlich neu. Das grimmige Gesicht, das auch der Ampera und der Insignia in die Welt getragen haben, darf einer bedeutend freundlicheren Version weichen. Allerdings geht damit auch sämtlicher Wiedererkennungswert verloren – es ist ein bisschen: langweilig. Was aber wiederum wahrscheinlich besser passt zu dieser Familienkutsche, von der seit 1999 immerhin 2,7 Millionen Exemplare verkauft werden konnten. Selbstverständlich spendiert Opel seinem Raumwunder da alles an Licht-Höhepunkten, was Opel so zu bieten hat – und das ist ja eine ganze Menge, da gehört die GM-Tochter ja insgesamt zu den führenden Herstellern. Es entsteht sogar fast ein wenig das Gefühl, dass der Wagen (also zumindest seine Front) ganz allein um die neuen Lichter herum gezeichnet wurde. Aber die sind ja schon ein Highlight: Man will die Kontraste in der dunklen Nacht nun noch besser herausgearbeitet haben – was wir nicht überprüfen konnten, denn wir waren nur bei Tageslicht unterwegs. Aber wir wollen es gerne glauben, denn Opel hat ja in der Vergangenheit gezeigt, dass sie das können.

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© Bild: Werk

„Eigentlich ist er ja das gescheitere Auto“

Gleiches gilt für die Sitze, zumindest jene vorne, da gewinnen die Rüsselsheimer ja dauernd irgendwelche Auszeichnungen. Und sie sind wirklich zu loben, man fühlt sich auf Anhieb wohl, findet sofort eine gute Position – und hat das Gefühl, auch weit reisen zu können. Innen wurde der Zafira ansonsten auf Astra-Niveau gebracht, bedeutet: klare, einfache Bedienung, viel weniger Schalter und Knöpfchen als bislang zugunsten einer besseren Übersicht, 7-Zoll-Touchscreen. Ergonomisch und haptisch ist der Zafira damit locker so gut wie der Touran, der ihm aus einigermaßen unerfindlichen Gründen in Sachen Verkaufserfolg längst davongefahren ist. Denn eigentlich ist der Opel ja das gescheitere Auto, flexibler, auch großzügiger in Sachen Raumangebot, mit deutlich mehr cleveren Detaillösungen. Er bleibt ein Siebensitzer, die hintersten beiden Sitzgelegenheiten sind weiterhin im Boden versenkbar. Kofferraumvolumen: als Fünfsitzer schon fette 710 Liter, maximal sind es 1.860 Liter.

Auf dem neuesten Stand

Und selbstverständlich arbeitet Opel auch im Zafira weiter an der Demokratisierung all dieser Hightech-, Infotainment- und Konnektivitätssysteme. Wir wollen aber hier eingestehen, dass wir davon zu wenig verstehen, diese digitalen Gadgets sind ein Fachgebiet für sich; wir haben uns aber sagen lassen, dass Opel zu den fortschrittlichen Anbietern gehört. OnStar ist ebenfalls an Bord, für alle, die zum Beispiel das Navi nicht selber bedienen können.

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© Bild: Werk

Vorbei mit den Opel-Rührwerken

Fahren konnten wir nur die Top-Motorisierung des Zafira, den 1,6-Liter-Benziner, der zwangsbelüftet stolze 200 PS abdrückt und ein maximales Drehmoment von 300 Nm zwischen 1.700 und 4.700/min aufbringt. Damit ist der Zafira sehr souverän motorisiert, da rennt er auf der deutschen Autobahn auch über 200 km/h als ganz angenehme Reisegeschwindigkeit. Erfreulich ist zudem, dass das manuelle 6-Gang-Getriebe, das zu diesem kräftigen Antrieb geliefert wird, nicht mehr dermaßen hakelig ist wie andere Opel-Rührwerke. Auch das Fahrwerk ist mehr als nur ansprechend, ein schöner Kompromiss mit Betonung auf Komfort, der aber auch einer etwas flotteren Kurvenfahrt nicht entgegensteht. Die Lenkung ist präzis, die Bremsen kennen auch bei hohen Geschwindigkeiten keine Probleme – für einen Minivan ist der Zafira erfreulich fahraktiv. Ach ja, der «böse» Zafira rennt maximal 220 km/h schnell und in 8,8 Sekunden auf 100 – Fahrleistungen, wie sie einst ein Zafira OPC vorweisen konnte. Es gibt übrigens auch eine Erdgas-Version. Und selbstverständlich den neuen, sehr feinen Diesel mit 170 PS.

Preis des neuen Opel Zafira in Österreich

Den Touran als Konkurrenten haben wir schon erwähnt, bleiben noch die Franzosen, die in diesem Segment ja meist die besten Lösungen zu bieten hatten. Und tatsächlich erachten wir den Citroën C4 Picasso, den Großen, dem alten/neuen Zafira überlegen – und warten gespannt auf den neuen Scenic von Renault. Dafür kann der flexible Opel, der ab Oktober bei den Händlern stehen wird, mit einem Einstiegspreis von ab 26.190 Euro glänzen; die Topversion mit dem 200-PS-Motor wird ab 32.550 Euro zu haben sein.

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com

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