Infiniti Q30: Top Design und Ausstattung, aber sonst so?

Da ist er also, der Zwillingsbruder vom GLA, der neue Infiniti Q30. Vom Design her wurde alles richtig gemacht – außen wie innen –, aber sonst?

radical mag
Veröffentlicht am 31.10.2015

Mit dem neuen Infiniti Q30 hat die Nissan-Tochter selbstverständlich ein hübsches Automobil geschaffen, Design können sie, das haben sie mit diversen Concept-Cars in den vergangenen Jahren bewiesen; da darf man sich auch wirklich auf die zukünftigen Modelle freuen (mindestens zwei kommen 2016). Und dass sie jetzt erstmals im C-Segment antreten, wird die Marktperformance von Infiniti in Europa entscheidend verbessern – was allerdings auch nicht besonders schwierig ist, in den vergangenen 12 Monaten wurden 16.474 Fahrzeuge verkauft, 9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum in den Vorjahren, doch das ist halt nicht einmal ein Tropfen auf einem kalten Stein. Da muss bald einmal mehr kommen, sonst dürfte Carlos Ghosn, der Chef der Renault/Nissan-Allianz und damit auch von Infiniti, die Geduld verlieren, sind ihm doch rote Zahlen ein Gräuel.

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© Bild: Werk

Der neue Infiniti Q30, Mercedes und Sitzposition

Um es klar und deutlich zu schreiben: der Q30 ist eigentlich ein Mercedes. Er basiert auf dem Frontantriebsbaukasten aus Stuttgart, er ist quasi ein Zwillingsbruder des GLA. Das geht erstaunlich weit, auch beim Innenleben – inklusive des Multifunktionshebels – wird so manches vom Stern übernommen. Natürlich gibt es andere Linien, andere Trims, die sind schön gemacht, definitiv auf Premium-Niveau. Mit den Sitzen kamen wir aber nicht wirklich klar. Und da sind wir eigentlich sonst nicht besonders empfindlich, aber irgendwie war die Sitzposition immer zu hoch, der Seitenhalt nicht gerade begeisternd, alles irgendwie zu hart und doch zu schwammig. Was selbstverständlich ein sehr subjektives Gefühl ist. Objektiv gut sind das anständige Kofferraumvolumen von 368 Liter und überhaupt die Platzverhältnisse, trotz kompakten Außenmaßen sitzen auch die hinteren Passagiere im 5-Türer sehr angenehm.

Die unterschiedlichen Motoren im Q30

Auch in Sachen Antrieb bleibt Mercedes der Hauptlieferant. In Österreich stehen drei Motoren zur Auswahl, ein 1,6-Liter-Turbo mit 122 PS – mit 6-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb. Ein 1,5-Liter-Diesel mit 109 PS – mit 6-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb. Sowie einen 2,2-Liter-Diesel mit 170 PS Allradantrieb und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Am meisten überzeugen konnte uns, wen wundert’s, die stärkste Version, genannt «Sport», auch wenn das 7-Gang-DKG diese Sport-Thematik nur teilweise unterstützt; auch manuell bedient dauern die Schaltvorgänge irgendwie zu lange. Der Einstiegspreis liegt bei 26.000 Euro für den 80-PS-Diesel, das stärkste Modell kommt auf 41.471 Euro.

Nichts zu kritteln gibt es am Fahrverhalten

Zwar baut der 4,43 Meter lange Q30 doch 1,5 Meter hoch (als «S» sind es 2 Zentimeter weniger), doch die Abstimmung lässt trotz sehr gutem Komfort kaum Wankbewegungen zu, und das ist erfreulich. Ebenfalls außergewöhnlich: es gibt nicht nur unterschiedlich ausgelegte Fahrwerke bei Premium und Sport, auch werden sie dem Gewicht des Wagens angepasst, die schwereren Varianten sind etwas straffer ausgelegt. Auch die elektronisch unterstützte Lenkung gefällt durch ihre Präzision. Überzeugend schließlich die Ruhe, die im Fahrzeug herrscht – und die viel zu einem guten Gesamteindruck des in England gebauten Japaners beiträgt.

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© Bild: Werk

Preis und der GLA-Vergleich

Erhältlich ist er ab 26.000 Euro mit dem schwächsten Benziner – und das ist im Vergleich zum GLA von Mercedes doch um ein paar Tausend Euro günstiger. Womit dann auch gleich, neben dem Design, das beste Argument erwähnt ist. Es muss dabei aber auch noch gesagt sein, dass sich die Preise bei den stärkeren Modellen immer mehr angleichen, der Infiniti den GLA gar überholt; ein Vergleich in Sachen Ausstattung gestaltet sich allerdings schwierig, bei der Nissan-Tochter ist schon viel in Serie verbaut, was bei Mercedes dann noch Aufpreis kostet.

Fazit

Aber am Schluss bleiben da halt doch mehr Fragen als Antworten. Die schwerwiegendste ist: weshalb kuschelt sich Infiniti so eng an Mercedes? Da gibt es doch im eigenen Haus den Qashqai, der nicht nur ein gutes, sondern auch sehr erfolgreiches Modell ist, ebenfalls in Sunderland gebaut wird. Oder: was ist mit dem neuen Mégane? Irgendwie wäre es doch logischer gewesen, hätte sich Infiniti im eigenen Haus bedient, auch in Sachen Antriebe, es würde doch dann wohl auch mehr Geld liegenbleiben. Und dann: warum ist der Q30 nicht eigenständiger? Ja, von außen ist er deutlich anders, eleganter als der GLA, doch das gesamte Package ist sich schon sehr ähnlich. Wir verstehen nicht so ganz genau, warum dem so ist; wir wissen aber, dass wir uns von Infiniti mehr Eigenständigkeit, nun, ein außergewöhnlicheres Fahrzeug erwartet hätten. Wobei nächstes Jahr kommen dann eben ohnehin zwei Neue, da werden wir dann sehen, ob sich die Strategie geändert hat.

Besten Dank an die Kollegen von radical-mag.com

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