Abarth 124 Spider: Spaß alleine

Nach der Fahrt des neuen Abarth 124 Spider ist einiges klarer und wir hätten da auch noch so ein paar Vorschläge.

Veröffentlicht am 07.10.2016

Auch wenn wir den Abarth 124 Spider auf den nächsten Zeilen preisen werden als ein feines Spaßgerät: so richtig glücklich sind wir nicht über die vermeintliche Wiederauferstehung eines großen Namens. Denn mit dem legendären Abarth 124 Spider von einst hat er gar nichts zu tun; es handelt sich beim neuen Modell um einen erstaunlich sanft gepimpten Fiat 124 Spider, der ja wiederum eigentlich ein Mazda MX-5 ist. Das war damals, ab 1972, schon etwas anders, und manchmal umwölkt eine gewisse Melancholie unsere Stirn, wenn wir da mitansehen müssen, wie leichtfertig nicht nur Fiat mit den legendären Bezeichnungen aus seiner Geschichte umgeht.

Die ersten Eindrücke des Abarth 124 Spider

Aber einst war sowieso alles anders und die Realität findet heute statt, deshalb sind wir den Abarth 124 Spider schon zwei Mal einigermaßen ausführlich gefahren, einmal während der Präsentation in Italien, dann noch einmal während der «Passione Engadina», wo «radical» allerdings meist auf dem Beifahrersitz neben der Formel-1-Legende Arturo Merzario saß. Für die Bestätigung des ersten Eindrucks reichte es allerdings bestens.

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© Bild: Werk

Der stärkste seiner Plattform

Also, noch einmal, was wir ja auch schon beim Fiat 124 Spider geschrieben haben: es handelt sich hier um einem umkarossierten Mazda MX-5, der mit ein paar Abarth-Insignien und einem neuen Motor den Eindruck erwecken soll, er sei ein ganz neues Gefährt von FCA. Dagegen ist auch gar nichts einzuwenden, wir mögen ihn ja sehr, den flinken, fröhlichen, leichten Japaner, und wenn er uns jetzt Pizza statt Sushi serviert, dann ändert das ja prinzipiell nichts an den Qualitäten des Fahrzeugs. Die Abarth-Variante ist außerdem noch die stärkste Version dieser ND-Plattform – und mehr ist bekanntlich meistens auch besser. Und mit 170 PS ist das Gerät auch längst noch nicht übermotorisiert.

Abarth 124 Spider im Vergleich zum Fiat 124 Spider

Es arbeitet unter der schwarz lackierten Haube der gleiche 1,4-Liter-Turbo-Benziner, der auch im Fiat 124 Spider seinen Dienst versieht. 30 PS mehr sind es, außerdem 10 Nm mehr maximales Drehmoment, maximal 250 Nm bei 2.500/min. Damit will das nur 1.080 Kilo schwere Fahrzeug in nur gerade 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h knallen und maximal 232 km/h schnell sein – nun ja, dass dürfte etwas optimistisch sein. Die 6,4 Liter Normverbrauch dagegen erscheinen einigermaßen realistisch, bei der «Passione Engadina» kamen wir auf knapp über 8 Liter, doch dort gab es auch nur Berge. Und so ganz zurückhaltend ist so ein ehemaliger Formel-1-Rennfahrer ja auch nicht.

Der Motorsound und das Spezialgebiet

Was schön ist: der 1,4-Liter-Abarth röhrt ganz nett, irgendwie deutlich erotischer, emotionaler als der 300 PS starke 2-Liter-Boxer-Turbo im Porsche 718 Cayman, den wir kürzlich beschrieben hatten. Wie das die Italiener immer wieder hinkriegen, wundert und erfreut uns. Andererseits: so ein 595er-Abarth röhrt da noch einmal ganz anders, und vom Alfa 4C sei hier besser gar nicht erst die Rede. Es muss aber auch klar geschrieben sein, dass der Abarth 124 Spider natürlich nicht mehr das Renngerät sein will und darf, das sein berühmter Vorgänger einst war, es ist mehr das gepflegte Cruising mit zwischenzeitlichen sportlichen Anwandlungen sein Spezialgebiet.

Er kann schon ganz flott, doch, doch

Da am Berg freut man sich über den Heckantrieb, die präzise Lenkung, das Getriebe mit den feinen Übergängen und kurzen Schaltwegen. Quer geht der Italiener nur, wenn man ihn quasi zwingt (was die Linie nicht schneller macht), doch er bleibt dann bestens beherrschbar, locker, die 170 Pferde hat man auch ohne ESP im Griff. Dort dann, aus der Kurve raus, würde man sich allerdings schon etwas mehr Dampf wünschen, mehr als nur die Geräuschentwicklung, die dem Fahrer einen gewissen Geschwindigkeitsüberschuss vorgaukelt. Aber eigentlich will er das gar nicht, der Abarth, er selber sieht sein Terrain mehr auf kurvenschönen Landstraßen, dort so im dritten, vierten Gang, aber ganz locker, geschmeidig, der Mensch in Harmonie mit der Maschine – und mit cooler Sonnenbrille. Zum Porsche- oder nur schon GTI-Jäger schwingt man sich mit dem Spider nicht auf, da empfehlen wir eher so einen 595er als Competizione, der bei engem Geläuf und entsprechendem Fahrkönnen der Fahrerin, dem Piloten mehr Chancen eröffnet. Und ja, da fragen wir uns dann schon auch, weshalb der Abarth als Abarth nicht etwas giftiger ist, stärker, böser – die Chance auf die wahre Wiederbelebung des großen Namens ist damit schon vertan. Und ja, wir wissen, dass es da auch noch eine 300-PS-Variante gibt, doch die ist dem Rennsport vorenthalten, die darf so nicht auf öffentliche Straßen.

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© Bild: Werk

Großes Lob für dieses Dach

Damit wir uns nicht falsch verstehen: er ist ein absolut erfreuliches Spielzeug, der Abarth. Es ist wieder das Gewicht, das den Fahrspaß definiert, knapp über eine Tonne wollen bewegt sein. Und das bremst sich halt leichter, lenkt sich halt besser, beschleunigt sich halt fröhlicher als die adipöse Gesellschaft der 500-PS-plus-Sportwagen, die ihre Kilos nur noch mit Hilfe der Elektronik so einigermaßen in Schwung bringt. Klar macht so ein Cayenne Turbo S den Italiener platt, in jeder dieser Disziplinen, aber die Frage ist halt: wie. Und mit welchem Aufwand. Und zu welchem Preis. Da loben wir das Einfache, Puristische – und selbstverständlich dieses Dach, das sich mit nur einer Hand öffnen und schließen lässt. Mehr braucht es nicht. Wirklich nicht.

Was sagt denn da Carlo Abarth dazu?

Der Abarth hat die besseren Sitze als der Fiat, er macht auch sonst deutlich mehr her – der Auftritt ist allerdings deutlich sportlicher als die Fahrleistungen. Und das sowohl optisch wie auch akustisch. Zudem gibt es den Abarth auch noch mit einem 6-Gang-Automatikgetriebe, was jetzt wahrscheinlich auch nicht nur im Sinne von Carlo Abarth gewesen wäre. Doch da geht es um die Verkaufsmöglichkeiten in den USA, und da denkt die Klientel etwas anders als in Europa, dort ist mehr Schein als Sein sowieso an der Tagesordnung.

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Preis des Abarth 124 Spider im Vergleich zum Fiat 124 Spider und Mazda MX-5

Es gibt da aber noch ein «aber»: in Österreich ist der Abarth 124 Spider mit 42.000 Euro angeschrieben. Das ist deutlich mehr als der stärkste Mazda MX-5 (160 PS, ab 32.690 Euro) und noch viel, viel mehr als beim Fiat 124 Spider (140 PS, ab 27.490 Euro). Gut, der Abarth ist als Produkt rund, viele Dinge gegen Aufpreis gibt es nicht, aber der Preisunterschied ist schon erstaunlich groß. Wir hätten uns gewünscht, dass der Leistungsunterschied auch in diesem Verhältnis ausgefallen wäre.

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com