48.000 Jahre, dann kam das BMW Gran Lusso Coupé

Ist das BMW Gran Lusso Coupé der nächste 7er? Pininfarina arbeitet sich mit diesem Konzept aus dem Graben, den der Tod des Firmengründers aufgerissen hat.

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2021

Pininfarina und das BMW Gran Lusso Coupé

Um Pininfarina sollten sich Fans Sorgen machen. Seit dem Tod von Sergio Pininfarina im vergangenen Jahr hat das Unternehmen Schwierigkeiten. Was sich heuer am Genfer Salon darin manifestierte, dass die Italiener eine ziemlich krude Studie namens „Sergio“ zeigten (die besagtem Sergio wohl die Nackenhaare hätte ausfallen lassen). Außerdem war das Designbüro nicht am LaFerrari beteiligt… was man dem Auto aber auch ansieht.

Auch wenn Sergio Pininfarina wahrscheinlich in den 70er Jahren zum letzten Mal einen Zeichenstift in den Fingern gehabt hatte – gutes Design ist Kunst und nur ganz wenige Künstler haben dafür ein Auge. Sergio Pininfarina hatte eines. Und er hatte auch ein Händchen für jene, die den Zeichenstift für ihn und das Unternehmen führen konnten. Ob es jemanden gibt im italienischen Design-Haus, der sich zum legitimen Nachfolger des grandiosen Sergio aufschwingen kann, das muss sich noch weisen. Wir nennen hier jetzt einmal einen Anwärter: Fabio Filippini.

BMW Gran Lusso Coupé - Pininfarina ist noch da. Oder wieder.

Warum? Filippini ist bei Pininfarina verantwortlich für das BMW Gran Lusso Coupé. Das wurde am Concorso d’Eleganza in Villa d’Este zum ersten Mal der interessierten Fangemeinde vorgeführt. Ein wahres Meisterwerk ist es nicht. Es ist gutes Handwerk, sauber ausgeführt. Der ganz große Wurf war aber auch nicht möglich.

BMW hat seine eigenen Vorstellungen, die eingebracht werden müssen. Pininfarina darf dann noch so hier und da und dort mitmachen sowie seinen guten Namen hergeben. Immerhin: Pininfarina ist wieder da – und BMW bietet die große Bühne. Filippini darf sie betreten, das ist auch ein Zeichen gegen außen.

Wir wollen aber auch nicht vergessen: viele große Design-Namen sind nicht mehr auf dem Markt. Italdesign gehört unterdessen zum Volkswagen-Konzern, Bertone wurde teilweise dem Fiat-Konzern eingegliedert, Touring Superleggera ist ein heikles Thema, und Zagato wurde von BMW schon ausgereizt.

Das BMW Gran Lusso Coupé – der nächste 7er?

BMW hat ein Problem: der 7er. Seit der aktuelle Chefdesigner Adrian van Hooydonk 2001 den E65 zur dicken Kröte machte (nein, es war nicht Chris Bangle, der ist nicht an allem schuld), darbt das bayrische Vorzeige-Modell und  kommt einfach nicht mehr vom Fleck. Auch der Nachfolger, der 2008 vorgestellte F01, ist kein Renner. Spätestens 2015 muss ein Nachfolger her. Wahrscheinlich eher früher. Und es muss einer sein, der sich nicht nur in China verkauft. Es geht ums Image.

Das BMW Gran Lusso Coupé wird auf den nächsten fünfzig Messen zu sehen sein.
Das BMW Gran Lusso Coupé wird auf den nächsten fünfzig Messen zu sehen sein.

Und wenn wir die neue S-Klasse, bis zur nicht vorhanden Dach-Reling vollgepappt mit Technik, so betrachten, dann dürfte ein optisch ansprechenderes Gerät durchaus Chancen haben bei jener Kundschaft, die noch solche Autos fährt. Oder sich darin chauffieren lässt.

Das Gran Lusso Coupé könnte so ein Auto sein. Die Design-Route für den neuen 7er hat Pininfarina jedenfalls schon vorgegeben. Klarheit und Präzision – im Gegensatz zur zerklüfteten und überfrachteten S-Klasse. Denn diese klaren Linien, das können die Italiener. Einfach, schön, sauber, fein. Alles ein bisschen cool.

Das Auto war in der Villa d’Este zu bewundern. Auch auf die nächsten gefühlt fünfzig Autosalon dürfte es das BMW Gran Lusso Coupé schaffen. Denn BMW macht das gerne so und falsch ist das nicht. Es gibt viel Publicity für wenig Geld. Und wenn der Gran Lusso dann Best-of-show wird am Comer See (wo nur sechs teilnehmende Concept-Cars stehen, es also wenig Konkurrenz gibt), dann hat das eben nichts mehr mit Zufall zu tun.

Wird Fabio Filippini der Nachfolger von Sergio Pininfarina?
Wird Fabio Filippini der Nachfolger von Sergio Pininfarina?

Schönes Detail beim BMW Gran Lusso Coupé: das Kauri-Holz. Es kommt aus Neuseeland, ist 48.000 Jahre alt, liegt unter Schlamm begraben, wird aus den Tiefen geholt und verarbeitet. Da kann auch die deutsche Eiche nicht mithalten, dafür wechselt es die Farbe je nach Lichteinfall, Braun (oder ist es: Schwarz?), Rot, Gold. Die Italiener wissen halt, was das Herz der deutschen Kundschaft höher schlagen lässt.

Vielen Dank an Peter Ruch von www.radical-mag.com

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