Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 09/1989

Ausgabe der Autorevue vom September 1989 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Freund der Verkannten, Vergessenen und Mindergeliebten hat Christian Kornherr schon viele Schlachten gegen den automobilen Mainstream geschlagen und fast allesamt gewonnen. Er ist die postmoderne Spielart eines Robin Hood, und man kann sagen, er hat der herrschenden Klasse schon schwerste Dellen zugefügt. Um so verdächtiger (aber schönes Indiz für die Unberechenbarkeit seiner Taktik!) war die Tatsache, daß er sich für einen Themenschwerpunkt „Automatik“ starkmachte, sogar für dessen organisatorische Abwicklung sorgen wollte.

Aaahh, sagten wir höflich, Automatik, das wird die Gesetzteren unter unseren Lesern sehr interessieren. Ein wunderschönes Bürger-Thema. Wir werden alle älter, leiser und schalten nicht mehr bei 63000.

Nein, sagte der 27jährige Kornherr, darum ginge es nicht: Automatik sei einfach affengeil. Außerdem: Eine Milliarde Amerikaner könne nicht irren.

Kornherr bekam üppig Platz, um Sie von der Jungendlichkeit, der Schlauheit und überhaupt allen Vorteilen moderner Automatik-Getriebe zu überzeugen. Er konnte sich natürlich Gastautoren einladen, wie immer er wollte. Auch Philipp Waldeck sagte gerne zu. In seinem Beitrag, wenn ich ihn recht verstehe, steht drin, daß die Automatik für den modernen Menschen ungefähr so wichtig sei wie gutes Achselspray. Kornherr hat den Waldeck-Essay, der als Eröffnung seines Schwerpunkts geplant war, an dessen Ende gerückt, gewiß aus technischen Gründen.

Eine gute Abrundung des breiten Themas wurde bewusst als selbständige Geschichte anderswo platziert: Eine seriöse Bilanz der amerikanischen Hysterie rund um allein losfahrende Automatik-Autos, wodurch speziell Audis Image vernichtet wurde. Die S.A.I.-Sache (Sudden-Acceleration Incidents), ab Seite 20.

Ich habe an dieser Stelle schon mehrmals die Fadesse beklagt, in die der moderne Rallyesport abgesandelt ist. Wir versprachen, uns um ganz spezielle Akzente zu kümmern, um nicht in der Farblosigkeit der Weltmeisterschaft unterzugehen. Ein gutes Beispiel für erfolgreiches Gegenlenken ist die Indonesien-Rallye. Wir entsandten Helmut Deimel und Reinhard Klein nach Sumatra, und herausgekommen ist eine Story, die wieder Lust auf Rallyes macht (ab Seite 98). Wie speziell in Österreich der Karren aus dem Dreck driften könnte, skizziert Robert Sperl ab Seite 110. Generalthema ist immer: Geänderte Zeiten brauchen neue Ideen.

 

Herzlichst, Ihr

Herbert Völker