Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 11/1992

Ausgabe der Autorevue vom November 1992 mit Cover, Editorial & Impressum

Veröffentlicht am 08.04.2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

dort wo die Wiener Innenstadt am innersten (und natürlich Fußgängerzone) ist, liegen Autorevue und Patentamt. Kein öffentliches Gebäude ist uns näher als dieses hochverdichtete Archivarium der Weltverbesserung, achtzig Schritt über den Kohlmarkt.

Wie freiliegende Gehirnwindungen ziehen sich die endlosen Zettelkastenregale durchs Gebäude, das vertikal von einem Paternoster mit Sauerstoff versorgt wird. Hier atmen die Ideen noch den Geist frischer Erkenntnis, in Spiritus gelegt und patentrechtlich gesiegelt für den Moment des wirtschaftlich nutzbaren Entdecktwerdens.

David Staretz nistete in der Automobilabteilung, wälzte über Wochen hinweg, war natürlich voll seiner ganz normalen Begeisterung: ans Licht, ihr totgeborenen Triumphe, aus dem staub ihr Flackerlämpchen geistiger Kurzschlüsse, an unser Herz, ihr Weltantriebssysteme!

Das Ergebnis wird Sie rühren: „Das Rad und andere Erfindungen“, ab Seite 134.

Zwei Aspekte, rausgegriffen aus unserer Titelstory.

Wie in einem Land, in dem angeblich nichts mehr funktioniert, ein prachtvoll gesunder Betreib auf präzise Weise derart ausgelegt ist, daß er keine Lira verliert und keine Lira gewinnt. Der Nutzen liegt im Mehrwert des Ruhms Italiens, und einer augenfälligen Verankerung der ewigen italienischen Talente im neuen Bild der Weltwirtschaft.

Daß diese Verankerung beim laufenden Tempo des Tagesbetriebs keineswegs selbstverständlich ist, wird etwa dadurch deutlich, wie rasch Ferrari auf dem Gebiet der Formel 1 einen technologischen Rückstand aufgerissen hat, und welch dramatischer Mittel es bedarf, ihn, laut Plan, in sechs oder sieben Monaten aufzuholen.

Aufgerollt werden in diesem Zusammenhang die geradezu unheimlichen Features der neuen Formel 1, die den Rennfahrer-Helden auf einen Jockey der Technik zusammenstutzen. Pessimisten könnten von der Pionierrolle der Formel 1 auf das erweiterte Bild der Zukunftstechnik schließen: Wie wir als Zauberlehrlinge obendraufhocken, weitgehend fremdbestimmt, im Zweifels- oder Störungsfall bei irrem Tempo losgelassen, weitab von der Imagination des Normalmenschen. Dann mußt du ein Senna oder Berger sein, um es zu packen.

Vorerst geht es aber um Ferrari, und die beiden Österreicher mittendrin: „Vom Stand des Eisens und der Träume“, ab Seite 82.

 

Herzlichst,

Ihr

Herbert Völker