Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 03/1984

Ausgabe der Autorevue vom März 1984 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Lieber Leser,

manchmal lassen wir unsere überwiegend eleganten Gedanken ins Grüblerische abtauchen, rufen alsbald eine Klausur aus und treffen am späten Vormittag in der Krainerhütte ein, die vor allem wegen ihren Wildspezialitäten weithin geschätzt wird. Natürlich kommen wir nicht wegen der Wildgerichte, es ist ja nicht die passende Saison. Die Zeit bis zum Mittagessen beschert uns einige wertvolle Richtlinien für die mittelfristige Blattpolitik.

Die zu steilem Flug aufgebrochenen Seelen und Geister werden durch anmutig servierte Hors d’Oeuvres zum Gleitflug umgeleitet, durch das Hauptgericht zum Abschmieren gebracht und landen im Verlauf des Desserts wie eine abgeschossene Hercules, die Trümmer liegen meilenweit verstreut. Die geschlossene Veranstaltung geht sodann in einen sehr geselligen Ausklang über, soviel zur Seminar-Technik unseres Hauses.

Einer der wichtigsten Beschlüsse aus der Vormittagsperiode der jüngsten Klausur besagte, die intellektuellen Spinnereien auf ein überschauberes Maß zu reduzieren und vor lauter Wald die Bäume nicht zu übersehen beziehungsweise umgekehrt. Auch sei es günstig und der Klarheit des Blattes dienlich, sogenannte Schwerpunktthemen zu schaffen und dann, wie wir Profis sagen, durchzuziehen.

Für diese Nummer wählten wir als Schwerpunkt das Thema „Auto“. Um möglichst rasch zum Kernpunkt vorzudringen, riefen wir den versierten Panda-Fahrer Gregor von Rezzori an, er möge uns doch, bitte, von der sicheren Warte weiser Gelassenheit aus, den großen Rundblick eröffnen. Schnurstracks ereilte uns aus der Toskana eine antwort, die den historischen Zusammenhang ein für allemal klarlegt: „Was sich zwischen dem Menschengeschlecht und dem Auto abgespielt hat, war eine allzu brünstig ausgelegte, allzu fruchtbar ausgefallene Liebesgeschichte.“ (Den kompletten Rezzori, exklusiv für Sie, finden Sie auf Seite 90.)

Nun galt es, an die Ecken und Enden dieser „allzu fruchtbaren Liebesgeschichte“ vorzudringen. Wir nahmen ein österreichisches Auto und fuhren damit in die Wüste, durchschnitten den Sahel und hurtelten durch Westafrika, um letztendlich in Dakar zu ankern. Erkenntnis: Österreich sollte mehr Autos bauen und in die Welt schicken. Der Fahrbericht des gloriosen Puch G beginnt auf Seite 74, davor wird noch ein Randthema dieser Reise abgehandelt.

Um die Ausleuchtung einer weiteren Ecke unseres Schwerpunktthemas ersuchten wir Philipp Waldeck. Er ergänzte die moderne Verhaltensforschung um einige endgültige Aussagen, nicht mehr und nicht weniger (Seite 2).

Solcherart mit Grenzpfeilern markiert, blieb ein weites Feld zu bestellen. Wir setzten etwa tausend Rosen, dazwischen etwas Kohl, einige Gurken, Paradeiser und Disteln, bitte wählen Sie aus. Rudolf Skarics, unser Ingenieur aus Linz, ist für diese umfassendste Übersicht aller in Österreich erhältlichen Autos verantwortlich. Er ist stolz drauf, keinen vergessen zu haben und innerhalb von Zehntausenden Ziffern keine einzige falsche zu haben. Wer könnte ihm das Gegenteil nachweisen?

Im Zuge unserer Klausur haben wir auch gleich das Schwerpunktthema für das nächste Heft festgelegt: Auto und Motorrad. Sie sollten es nicht versäumen.

 

Ihr

Herbert Völker