Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 03/1972

Ausgabe der Autorevue vom März 1972 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 13.05.2019

Alter schützt vor Dummheit nicht

In einer Zeit, das der Motorsport schon genügend äußere Feinde hat, müssen jene, die diesen Sport lieben, jenen Beteiligten auf die Finger sehen, die im Begriff sind, dem Sport weitere Feinde zu gewinnen. Man muß Dummheit und Arroganz anprangern – bei uns daheim und international.

Die Rallye Monte Carlo – ohnedies durch Geldschwierigkeiten bedroht – gab ein klassisches Bespiel internationaler Dummheit. Klammern wir ruhig die umstrittene Anfahrt, die „Sternfahrt“, aus – solange es sich die Teilnehmer gefallen lassen. Heuer waren es 264 Starter, eine stolze Zahl, die den Veranstaltern den Rücken stärkt, obwohl sie wertlos ist, denn 150 davon ziehen  nur zwecks Angeberei ins Fürstentum, sie sind nur Staffage.

Alle Teams bekamen beim Start hübsche Zettelchen. Da stand drauf, lieber Rallyefahrer, bitte seien Sie vorsichtig und höflich im öffentlichen Verkehr, nehmen Sie bitte auf das Ansehen des Sports Rücksicht, merci und so weiter. Das läßt sich jeder gerne sagen, Vorsicht, Rücksicht auf deine Freunde, die Verkehrskameraden. Die Anfahrt war fad, wie immer. Doch die allerletzte Etappe, die hatte es in sich. Das war die letzte Strecke hinein nach Monte Carlo, zur Zeit des morgendlichen Stoßverkehrs auf dichtbefahrenen Straßen, durch Dörfer und Städte. Und nach 40 Stunden des Gähnens fuhren sie plötzlich wie die Irren, kämpften um´s Leben: Unhöflich, rücksichtslos, mit den gewagtesten Überholmanövern. Mit Tempo 150 röhrten sie im Stadtgebiet von Monaco den Kai entlang – nicht aber aus reinem Aberwitz, sondern um keine Strafminuten zu kassieren, da diese Etappe so knapp war. Jeder einzelne war de facto gezwungen, den gesamten öffentlichen Verkehr zu brüskieren und in Panik zu versetzen – mehr als hundert Teams kassierten trotzdem Strafpunkte, einfach deshalb, weil sie niemand zu Tode fuhren. Zum Glück waren die Stars auch gern bereit, ihre Meinung öffentlich zu sagen. Jean-Pierre Nicolas: „Ich fuhr wie ein Idiot und Selbstmörder.“

Diese Rallye ist eine der ältesten Motorsport-Veranstaltungen der Welt. Sie ist in Ehren 61 Jahre alt geworden, nun ist sie durch Dummheit gefährdet. Auch in Frankreich läßt sich die Polizei nicht gern zum Trottel machen.

 

Ihr

Herbert Völker

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Tatsachen (Seite 6)

AUTOREVUE-Gallup-Meinungsforschung Fünf Fragen an Österreichs Autofahrer (Seite 12)

Neue Modelle

Axel Höfer: Renault R 5 (Seite 16)

Axel Höfer: Neue Vauxhall-Reihe (Seite 18)

AUTOREVUE-Test

Herbert Völker, Bern Schilling: Ford Escort Mexico (Seite 22)

Peter Karner, A. H. Rottensteiner: Renault R 6 TL (Seite 26)

DPPI: AUTOREVUE-Mittelfoto Emerson Fittipaldi, GP Argentinien (Seite 32)

Dieter Stappert, DPPI: Grosser Preis von Argentinien (Seite 34)

Herbert Völker, BIshop, DPPI, Cox, Thill: Rallye Monte Carlo (Seite 36)

Formel Schaufenster Diskussionen über „billigeren“ Motorsport (Seite 42

Erich Glavitza, Postmann: Test Husqvarna 400 (Seite 48)

Niki Formel Inside Niki Lauda erzählt (Seite 50)

Georg Auer: Versicherungen auf dem Kriegspfad Probleme der steigenden Reparaturpreise (Seite 56)

Das Jahr der Rekorde Detaillierte Zulassungs-Statistik 1971 (Seite 59)

Automobilbörse (Seite 60)

Sportresultate (Seite 61)

Motorradpreise (Seite 61)

Neuwagenpreise (Seite 63)