Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 06/1990

Ausgabe der Autorevue vom Juni 1990 mit Cover, Editorial & Impressum

Veröffentlicht am 08.04.2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Autorevue hat sich für Verkehrsthemen nie sonderlich stark gemacht. Erstens als Abgrenzung zu anderen, langweiligeren Medien, zweitens aus fehlendem innerem Antrieb, drittens ließ uns der Widerspruch zwischen einem vielleicht von uns erwarteten Lobbyismus und unserer eigenen Meinungsvielfalt noch zusätzlich ermatten.

Wir haben weiterhin keine Mühe, dem Auto und allem Drumherum vorwiegend Fröhliches abzugewinnen, tauschen aber doch Scheibchen für Scheibchen vom Hedonismus der frühen Tage gegen das kompliziertere Weltbild ein, wie es sich jedermann aufs Gemüt legt. Eines der Probleme, die sich dabei ergeben: Da werden redaktionelle Standpunkte herausgefordert, die wir aber nicht ein für allemal beziehen mögen. Statt einer Marschrichtung können wir nur anbieten, was wir jeweils vorzulegen haben: Information, Idee, oder sauber recherchierte Ratlosigkeit. Natürlich ist es ungerecht, daß sich hundert Gruppen und Lobbies gegen „die Autofahrer“ formieren, diese aber mangels Organisation nicht zurückprotzen können; so gehen auch ein paar vernünftige Argumente verloren. Trotzdem sehen wir die Autorevue nicht in irgendeinem Programm, hinter irgendeiner Fahne.

Wir glauben auch, daß wir der „Sache“, wie immer man sie benennen mag, besser nützen, wenn wir uns aus den Schablonen einer zugeordneten Gruppe raushalten. Es muß Platz sein für Überraschungen, für Spontanität, und wir müssen mit allen reden können. Das Auto soll uns nicht zum Symbol für Einbahn verkommen. Wenn schon ein Motto, dann: Mobil im Kopf – und offen für alles, was Sinn ergeben kann und womöglich trotzdem Freud’ macht.

Rudolf Skarics hat in diesem Heft einen Verkehrsartikel mit außergewöhnlich breitem Spektrum zusammengestellt. Es gibt am Anfang keine Richtung, am Ende keine Patentlösung. Grausigen Facts und trüben Aussichten wird das Element der „neuen Chance“ gegenübergestellt. Einer der Kernsätze: „Es wird nicht nur eine Frage der Intelligenz sein, die beste Lösung für ein künftiges Verkehrssystem zu finden, sondern auch des Durchsetzungsvermögens gegenüber der Trägheit von verfilzten und unzeitgemäßen Machtstrukturen.“

 

Herzlichst, Ihr

Herbert Völker