Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 07/1985

Ausgabe der Autorevue vom Juli 1985 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Lieber Leser,

diesem Heft, das mit viel Zuneigung, großer Freude und tüchtigem Einsatz aller Beteiligten zustandegekommen ist, fehlt noch zweierlei:

  1. Ein Gedicht.
  2. Eine demoskopische Erhebung.

Und weil diese Seite, obwohl voranstehend, immer zuletzt fertig wird, möchte ich die Gelegenheit nützen, beides vorneweg nachzureichen.

Zuerst das Gedicht, es stammt von dem Deutschen Lyriker Roman Ritter und kommt Dingen sehr nahe.

 

Einen Fremden im Postamt umarmen

 

Wir fahren zurück.

Auf eine oder zwei Stunden kommt es nicht an.

Wir haben einen Kaffee getrunken in der Raststätte

Und ausgelassen Bierfilze von Tischrand hochgeschlagen

und in der Luft gefangen.

Nachher werden wir uns am Steuer ablösen.

 

Es ist Nacht, und es regnet leicht,

aber im Auto ist es warm.

Das Zischen des Fahrtwinds,

das beständige Orgeln der Reifen,

das Wiegen der Stoßdämpfer

macht müde, aber nicht schläfrig.

 

Ich fühle mich wie ein Tier in seinem Fell,

ein Tier in einer runden Höhle, in einem Fell,

durch das keine Nässe dringt und keine Angst.

An meiner Schulter lehnt ein Mädchen,

bewegungslos, in den Kurven

wird es leichter oder schwerer.

Für diese Zärtlichkeit

muß sich keine Hand rühren.

 

Die schnell vorbeifliegenden weißen Lichter

und die langsam vorbeiziehenden roten Leuten

das sind die andren. Sie gehören dazu,

mit dem üblichen Risikofaktor,

aber überschaubar und auf Distanz.

 

Es gibt nichts Verlässlicheres

als die weißen Streifen am Fahrbahnrand.

Was die Scheinwerfer einen Augenblick lang erfassen

Ist vergessen, bevor es hinter uns liegt.

Durch meine offenen Augen schaut einer,

der mir ähnlich ist, mit einem weiten und

unzerstörbaren Blick.

Der Mond bescheint die Wolken von hinten.

Ein stiller Schleier, hinter dem sich nichts verbirgt.

 

Ein Gefühl macht sich breit

wie die Wärme des Mädchens an meiner Seite,

schwebend, unbeirrbar, tonlos:

Ich möchte einmal in meinem Leben

mit einem Ballon still über Wälder und Wasserfälle fliegen.

Ich möchte einmal einen Fremden im Postamt Umarmen.

Ich möchte einmal ohne Angst an jeden Tag denken.

 

In zwei Stunden kommen wir an.

Im Zimmer wird der dumpfe Geruch hängen.

Haare mit Staubflocken werden am Boden liegen.

Aber noch sind wir unterwegs. Das Mädchen wird wieder spürbar.

Der Mond scheint von vorn. Der Fahrtwind rauscht.

 

 

Die Umfrage, die den Vorteil absoluter Aktualität hat und von Fessel-GFK erstellt wurde, hat österreichischen Status und beschäftigt sich mit der Frage: Wieviele Autos werden die Österreicher in nächster Zeit kaufen und wie umweltbewußt gehen sie dabei vor?
Daraus lassen sich interessante Tendenzen erkennen. Zum Beispiel werden 8,5 Prozent aller österreichischen Autobesitzer noch bis zum Oktober einen Wagen anschaffen. Drei Prozent davon mit Katalysator, rund 56 Prozent ohne.

Knapp zehn Prozent werden zum Diesel greifen. 14 Prozent sind noch unentschieden. (Der Rest auf 100 Prozent sind Gebrauchtwagenkäufer.)

Im Zeitraum von Oktober bis zum Jahresende wird bereits eine deutliche Veränderung des Kaufbewußtseins erwartet: Von den drei Prozent aller Autobesitzer, die sich dann einen Wagen kaufen, werden 15 Prozent mit Katalysator und 15 Prozent ohne Katalysator fahren. Und 15 Prozent wollen sich um einen Diesel umsehen. 30 Prozent wissen jetzt noch nicht, wie sie sich dann entscheiden werden.

Derselbe Zeitraum, 1. Oktober bis Jahresende im darauffolgenden Jahr, also der Herbst ’86, wird auf rund fünf Prozent Autokäufer eingeschätzt, davon werden sich 16 Prozent für den Katalysator entschließen, nur mehr acht Prozent glauben jetzt, dann noch ohne ihn auskommen zu können. Der Dieselanteil liegt geringfügig über zehn Prozent, 50 Prozent können noch nichts dazu sagen.

Viel schwieriger, als Umfragen zu erstellen, ist es, Umfragen zu interpretieren, aber man sieht, daß der Katalysator beginnt, im öffentlichen Bewußtsein zu greifen.

 

Ihr

David Staretz