Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 12/1966

Ausgabe der Autorevue vom Dezember 1966 mit Cover, Editorial & Impressum

Veröffentlicht am 07.04.2013

Ein zweiter Johann Sobieski…

 

Als König Johann Sobieski das Entsatzheer der kayserlichen und alliierten Truppen am Kahlenberg sammelte, um die türkische Belagerungsarmee vor Wien in die Flucht zu schlagen, da war Österreich den Polen dankbar. Ein ähnliches Gefühl sind wir heute einem Manne schuldig, der am Telefon in Krakau den Ausgang der R.A.C Rallye verfolgte, wo sich die Europa-Rallyemeisterschaft der Tourenwagen entschied. Sobieslaw Zasada hatte zwei Saisons lang für den kleinen Steyr Puch 650 TR – und damit für Österreich – Ehre eingelegt. Im Vorjahr schnappte ihm die geballte Kraft von BMC die Meisterehren im letzten Moment vor der Nase weg, heuer ging das Pokerspiel zwischen Zasada und Mäkinen zugunsten des Polen und zugunsten der Steyr-Daimler-Puch A.G. aus. Ganz knapp. Und erst durch den Ausfall des führenden Mini-Coopers. Nachdem Puch den Rückzug aus dem internationalen Rallyesport verkündet hatte.

Ein Pole hat wieder einmal die Ehre Österreichs gerettet und diesmal einem österreichischem Werk – dem einzigen österreichischen Werk – zur höchsten Ehre verholfen, die im Rallyesport zu holen ist. Die Europa-Rallyemeisterschaft der Tourenwagen, Tummelplatz der Weltelite. Die Steyr-Daimler-Puch A.G. hatte mit Zasada auf eine Karte gesetzt, die – fahrerisch – wohl höher einzuschätzen war als alles, was Graz-Thondorf werksseitig bieten konnte. Der Entschluß, sich mit hohen Kosten im internationalen Rallyesport zu engagieren, selbst wenn man mit einem Kleinwagen konkurriert, der keine sensationellen Produktionsziffern mehr zu erwarten hat, verdient Anerkennung. Daß diese durch einen großen Prestige-Erfolg auch eintraf, war nicht so klar vorauszusehen.

Das mag ein Trost für die vierrädrige Brigade sein, die mit Bedauern vernimmt, daß die Steyr-Daimler-Puch A.G im kommenden Jahr das Schwergewicht auf den Sporteinsatz der Kleinmotorräder legen wird, weil dies die wirtschaftliche Lage auf dem Exportsektor erfordert. Doch die Zweiradphase dürfte nur ein Intermezzo sein. Denn in Graz-Thondorf denkt man nicht daran, wieder völlig auf Motorrad zurückzuschalten. Dazu war und ist der wirtschaftliche und sportliche Erfolg des Steyr-Puch-Zweizylinders zu groß. Der Kleinwagen mag zur Zeit eine Krise durchmachen, doch als Stadt- oder Zweitwagen dürfte er in gewandelter Form eine Zukunft haben. Eine Zukunft, vielleicht erst in fernerer Sicht. Aber die nahe Zukunft, die gehört der kleineren Mittelkasse, an der die Versuchsabteilung von Steyr-Daimler-Puch nicht uninteressiert ist. Über konkrete Pläne zu sprechen, wäre verfrüht. Doch einen weihnachtlichen Trost müssen wir unseren Lesern mitgeben: Puch bleibt weiter am Ball, dies weiß

 

Ihre AUTOREVUE

 

 

INHALTSVERZEICHNIS Heft 12/1966

 

Österreichischer Sportkalender (Seite 3)

Sportresultate (Seite 4)

Leserbriefe (Seite 6)

Buchbesprechungen (Seite 8)

AUTOREVUE-Prüfung: Triumph 1300 (Seite 10)

Halogenlampen (Seite 14)

Turiner Salon (Seite 18)

GP von Mexiko (Seite 20)

Jochen Rindt Show (Seite 22)

Rallye der 1000 Minuten (Seite 25)

CAN-AM-Cup (Seite 31)

Zwiegespräche (Seite 35)

RAC-Rally (Seite 36)

Brighton Run (Seite 39)

Slot Racing (Seite 40)

AUTOREVUE erklärt (Seite 49)

Aus Handel und Industrie (Seite 50)

Automobilbörse (Seite 53)

Neuwagenpreise (Seite 54)

Speedpilot (Seite 56)