Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 08/1989

Ausgabe der Autorevue vom August 1989 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

„die erste, letzte und einzige Geschichte“, die Gerhard Berger je mit seinem F-40 machen wollte, erscheint in dieser Autorevue. Klar, werden Sie sagen, wo sonst.

Ich habe das zustande kommen der Story mit ihren einzelnen Phasen – in Italien, Österreich, Monaco und Frankreich – sehr genossen. Die Welt ist irgendwie ganz anders, wenn du neben Gerhard in diesem Vieh drinhockst, man spürt was anderes, sieht neue Dinge, entdeckt seine Frömmigkeit, und warum fahren alle anderen im Retourgang?
Einer solchen Wixerei auch noch ideellen Nährwert abzugewinnen, darf wenigstens versucht werden:

Da starrt die Welt auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten, wie sich die Ultrareichen um dieses Auto prügeln, wie japanisches und amerikanisches Kapital die irrwitzigen Preise noch einmal auf den Mond schießt (die Rede ist von zehn Millionen Schilling AUFpreis), und dabei werden 90 Prozent dieser Miniserie nicht einmal ein Kennzeichen kriegen. Das Auto, das zu kostbar ist, um auf die Straße gelassen zu werden. Der tollste Motor, der je für ein Serienfahrzeug gebaut wurde, kommt nie auf freie Wildbahn, die unglaublichen 334er-Hammerln müssen ihr Lebtag auf Fliesen knozen. Der haushoch überwiegende Teil aller 850 gebauten oder noch zu bauenden F-40 wird als Symbol von Geld, Einfluß und Einmaligkeit in den Kerker gesperrt (für Besitzer mag es eh ein Segen sein; sie könnten am Ungestüm des Viehs zu Schaden kommen).

Wie erfrischend ist es da, wenn ein Bursch aus Tirol mit dem Ferrari F-40 das tut, wozu er ersonnen und gebaut wurde. Gerhard Berger fährt Auto.

Und wenn im selben Heft ein ernster und ernstgemeinter Artikel über Unfälle und die Pflicht zum Langsamerfahren seht, ist das natürlich nicht Zynismus. Der wär’s bloß gewesen, wenn wir ihn verschoben hätten. Die Hängebrücke zwischen den Wänden der Vielfalt ist manchmal ganz schön lang und wackelig.

 

Herzlichst, Ihr

Herbert Völker