Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 04/1986

Ausgabe der Autorevue vom April 1986 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Liebe Leserin, liebe Leser,

Rallyes haben immer für sich in Anspruch genommen, die menschlichste Spielart des Motorsports zu sein. Näher beim „Volk“, näher bei normalen Autos, fairer und ritterlicher als der Rennsport, weniger geschädigt durch Massenwahn und zuviel Geld.

Vor gut zehn Jahren bekam dieser Sport sein historisches Drehmoment: Tollere Autors, bessere Show, mehr Zuschauer, dichtere Stimmung, mehr Firmeninteresse, mehr Geld, noch tollere Autos, noch bessere Show, noch mehr Zuschauer, noch dichtere Stimmung, eines griff ins andere und hetzte sich von Superlativ zu Superlativ. Es war eine wunderbare Erfolgsstory, und gerade die Autorevue hat Ihnen immer wieder gern das Neueste davon erzählt.

Nun ist es soweit, daß wir von einem fürchterlichen Unfall berichten. Daß eine Chance vertan wurde, tatsächlich menschlicher zu handeln, als man es auf dieser Welt gewohnt ist: Indem es genügt hätte, die Vision des Unfalls deutlicher vor dem geistigen Auge zu haben, um schon gegenzulenken. Stattdessen hat man die Toten wirklich gebraucht, in voller Realität. Dann aber haben die Werksfahrer blitzartig und kompromisslos, über den Kopf von Veranstalter, Werken und Sponsoren hinweg ihren Rücktritt von der Rallye beschlossen. Sie schoben für künftige Zeiten den Maßstab an Moral und Vernunft gewaltig in die Höhe. Das war ein rarer Moment in der Geschichte des Profisports. Schade, daß es nicht ohne tragische Verspätung ging. Unseren Artikel finden Sie auf Seite 78.

 

Herbert Völker