Autorevue Magazin-Archiv: Ausgabe 4/1967

Ausgabe der Autorevue vom April 1967 mit Cover, Editorial & Impressum

Zuletzt aktualisiert am 08.09.2020

Von Ostreisen, Unfällen und Lösegeldern

 

Der berühmte Eiserne Vorhang ist in den letzten Jahren merklich durchlässiger geworden und die Zahl der ostwärts reisenden Automobilisten nimmt mit jedem Jahr zu. Hat man die Grenze überschritten, so merkt man schlagartig ein Absinken der Verkehrsdichte und kann wieder Auto fahren, so wie in den guten alten frühen Fünfzigerjahren im Westen. Kolonnen sind ein Fremdwort, und entstehen sie tatsächlich einmal irgendwo, so rollen sie mit einer Langsamkeit, daß sie kein ernstes Überholproblem bieten.

Das Hochgefühl des Autofahrens auf fast leeren Straßen darf einen nur nicht verleiten, die lauernden Gefahren zu unterschätzen. Zwingt das Fahren im Westen wegen der enormen Verkehrsdichte zu unerhörter Wachsamkeit, so stellt im Osten die uneingeschränkte Verkehrs-Ahnungslosigkeit der Radfahrer und Kutscher eine kaum vorstellbare Bedrohung dar. Dies ist schon manchem westlichem Ostfahrer zum Verhängnis geworden, denn auch die teilweise Mitschuld an einem tödlichen Verkehrsunfall hat die unangenehmsten Folgen der Beteiligten. Gewiß, Gefängnisstrafen sind auch im Westen keine Annehmlichkeit und auch nicht als solche gedacht. Im Osten kommt noch die panische Angst vor dem Unbekannten und Fremden hinzu, die jedem Westeuropäer befällt, wenn er von Ostjustiz hört.

Dies kostete ein italienischer Teilnehmer einer vorjährigen ungarischen Rallye in den vergangenen Monaten zur Neige aus, der auf der Rückfahrt von der Rallye einen nachweislich volltrunkenen Radfahrer bei einem Verkehrsunfall tötete und mehrere Monate inhaftiert war.

Wäre dem armen Italiener dasselbe in Rumänien zugestoßen, hätte er noch einen anderen Ausweg gehabt: Das Dekret 330 vom 19.April 1966 des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien sieht vor, daß Freiheitsstrafen bis zu sieben Jahren bei Ausländern von dem verurteilenden Gericht in Geldstrafen von 25 bis 300 Lei für einen Tag Freiheitsstrafe umgewandelt werden können.

Denn erstens sind alle Menschen gleich vor dem Gesetz und zweitens wäre doch eine Antipropaganda dem Fremdenverkehr abträglich.

Wie hießen doch die Menschen, von denen wir im Geschichtsunterricht lernten, daß sie im Mittelalter von ihren festen Burgen aus Jagd auf Reisende machten, um ihnen die Frage zu stellen, ob sie lieber Lösegeld zahlen oder über die Klinge springen wollten? An ihren Namen kann sich partout nicht entsinnen

 

Ihre AUTOREVUE

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Leserbriefe (Seite 5)

AUTOREVUE-Kalender (Seite 6)

AUTOREVUE-Prominenz-Test (Seite 8)

Neue Modelle (Seite 10)

Genfer Salon (Seite 14)

AUTOREVUE-Prüfung: Opel Rekord 1900 L (Seite 20)

Snetterton/Silverstone (Seite 24)

John Coopers Renegaten (Seite 28)

Deutschland-Rallye (Seite 35)

Mühllacken (Seite 37)

Fergusons Vierradantrieb verwirklicht (Seite 38)

Verkehr in Städten (Seite 42)

Dr.Ing.h.c. Hans Ledwinka zum Gedenken (Seite 48)

Slot Racing (Seite 50)

Der zündende Funke (Seite 53)

Aus Handel und Industrie (Seite 54)

Speedpilot (Seite 56)

Sportresultate (Seite 58)

Aus der Vollgasbranche (Seite 60)

Automobilbörse (Seite 61)

Neuwagenpreise (Seite 62)